von Jan Becker: Unser Biotop hat neben seiner großen Blühfläche auch viele Bäume. In diesen leben auch drei verschiedene Ameisen-Arten, die alle entweder auf der Vorwarnliste oder sind gefährdet, da diese „arboralen“ Ameisenarten auf alte Bäume mit Totholz angewiesen sind.
Die Kerblippige Roßameise
Kerblippige Roßameise (Camponotus fallax)
Die Kerblippige Roßameise ist in Deutschland selten und auf der Vorwarnliste geführt. Sie ist in hohem Maße auf alten Baumbestand mit Totholzbereichen angewiesen. Da sich die im Verhältnis recht kleinen Kolonien zumeist oben in alten Bäumen befinden und die Arbeiterinnen das Nest dazu meist nur in den Abendstunden verlassen, kann die Art auch häufig übersehen werden.
Im Biotop wurde die Art in diesem Frühjahr durch Zufall beim Säubern der Nistkästen gefunden. Die Königin hatte anstatt im Totholz im Nistkasten ihr Nest angelegt. Die Ernährung erfolgt über die Ausscheidungen von Blattläusen und erbeutete Insekten.
Die Stöpselkopfameise (Vorwarnliste)
Stöpselkopfameise (Colobopsis truncata)
Die Stöpselkopfameise ist in Deutschland selten und auf der Vorwarnliste geführt.
Die ebenfalls eher kleinen Kolonien werden in alten Gängen von Insektenlarven im Totholz von lebenden Bäumen gegründet und im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut.
Interessant an dieser Art ist, dass es neben den gewöhnlichen Arbeiterinnen noch weitere, größere Arbeiterinnen gibt, deren Funktion es ist, mit ihrem großen Kopf die Eingänge zum Nest zu verschließen und nur für der Kolonie zugehörigen Arbeiterinnen zu öffnen. Aufgrund dieser „Türschließ-Arbeiterinnen“ hat die Art auch ihren deutschen Namen erhalten.
Bei uns im Biotop konnten dieses Jahr mehrmals gewöhnliche Arbeiterinnen am Walnussbaum ganz rechts im Biotop beobachtet werden.
Außerdem tauchte Mitte November noch eine potenzielle Jungkönigin an der Gartenhütte am hinteren Ende des Biotops auf.
Die Vierpunktameise (gefährdet)
Die in Deutschland ebenfalls seltene Vierpunktameise ist auf der Roten Liste sogar als gefährdet geführt.
Auch diese Art legt ihre Nester für gewöhnlich im Totholz alter Bäume an. Die Arbeiterinnen besitzen vier helle Flecken am Hinterleib, die auch namensgebend für die Art sind.
Diese Art konnte bisher zweimal im Biotop gefunden werden, einmal eine einzelne Arbeiterin an einem Zaunpfosten. Das andere Mal in einer am Boden liegenden Verwachsung, die vom großen Ahornbaum im Biotop abgebrochen war.
Einige Tage später war die Struktur verlassen. Unklar ist, ob die Ameisen umgezogen sind, oder Ameisenfressern, wie zum Beispiel dem Grünspecht, zum Opfer gefallen sind.
Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.