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Resilientes Quartier: Städtischer Einsatzplan Energiemangel – leuchten die „Leuchttürme“?

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Wir hatten auf diesem Blog am 06. Januar 2023 über den interessanten Kommunalen Einsatzplan Energiemangel der Wissenschaftsstadt Darmstadt berichtet. Dort werden u.a. mögliche Hilfen für die Bevölkerung im Fall eines flächendeckenden Energiemangels skizziert. Teil dieser Konzeption ist u.a. „die Einrichtung von Katastrophenschutz-Leuchttürmen (mit Licht, Funk, Erste-Hilfe-Maßnahmen, Informationen und Notfall-Meldungen, die 24/7 besetzt sind), die Einrichtung von Wärmeinseln in allen Darmstädter Stadtteilen (mit Licht, Heizung, heißem Wasser, Informationen, ebenfalls 24/7 geöffnet) sowie die Einrichtung von zwei Versorgungsstellen für hilfsbedürftige Personen.“ (Quelle: https://www.darmstadt.de/nachrichten/darmstadt-aktuell/news/energiekrise-in-folge-des-russischen-angriffskriegs-auf-die-ukraine-wissenschaftsstadt-darmstadt-stellt-massnahmen-und-vorbereitungen-zum-katastrophenschutz-vor )

In unserem Quartier Darmstadt-West sieht das städtische Konzept zwei sogenannte „Katastrophenschutz-Leuchttürme (mit Licht, Funk, Erste-Hilfe-Maßnahmen, Informationen und Notfall-Meldungen, die 24/7 besetzt sind)“ vor. Das THW in der Eschollbrücker Straße und die ASB-Rettungswache in der Rüdesheimer Straße:

Unsere Arbeitsgruppe Resilientes Quartier, die sich seit April 2022 mit konkreten quartierbezogenen Hilfen im Fall einer Krisensituation beschäftigt, fand das Konzept erst einmal spannend. Und beschloss, einmal konkret vor Ort nachzuhören, welche Hilfen im Fall der Fälle von diesen beiden Stellen für die QuartierbewohnerInnen zu erwarten wären. Da Krisensituation plötzlich und unerwartet eintreten, haben wir unsere Besuche vorab nicht angekündigt. Gesagt, getan:

Januar 2023, ein Dienstagabend um 19:30 Uhr vor dem Technischen Hilfswerk in der Eschollbrücker Straße:

Unsere sechsköpfige Delegation trifft auf den freundlichen stellvertretenden Ortsgruppenleiter des THW. Dieser hat schon über die flächendeckende Flugblatt-Aktion von unserer AG Resilientes Quartier gehört und findet die quartierbezogene Initiative sympathisch. Er berichtet, dass das THW Darmstadt für Not- und Krisenfälle grundsätzlich die Order habe, ihre Kapazitäten für Anforderungen des jeweils zuständigen Krisenstabs zusammenzuhalten (z.B. Unterstützung des Klinikums usw.). Das bedeute konkret, dass das Gelände dann grundsätzlich geschlossen sei und für die Bevölkerung nicht zugänglich. Natürlich werde man, „wenn jemand einen Pfosten im Bein hat“ Erste-Hilfe nicht verweigern. Aber grundsätzlich hätten sie keinen Auftrag für die Unterstützung der Bevölkerung in Darmstadt-West. Was sagt er zu der ihnen angedachten Leuchtturm-Funktion? Das möchte er nicht kommentieren. Leuchtturm sei aber ein starker Begriff. Was sei sein Tipp für den Krisenfall? Ganz klar die persönliche Vorsorge mit einem Vorrat an Lebensmitteln und Getränken, Medikamenten und Hygieneartikeln.

Hmh. Irgendwie hatten wir uns bei unserem ersten Termin bei einem Krisen-Leuchtturm etwas mehr erhofft, können die THW-Engagierten aber gut verstehen: Sie können im Krisenfall nicht alles machen und müssen sich fokussieren.

Nun dann, dachten wir uns, schauen wir doch einmal beim zweiten „Leuchtturm“ im Quartier vorbei, der ASB-Rettungswache in der Rüdesheimer Straße.

Anfang Februar – Mittagszeit – Rettungswache des ASB auf dem ehemaligen TÜV-Gelände in der Rüdesheimer Straße:

Auch diesmal sind wir unangekündigt da, können aber sofort mit dem Leiter der Rettungswache sprechen. Dieser ist überrascht das wir nach dem Leuchtturm-Konzept fragen, hat dafür aber eine glasklare Antwort: Das Gebäude hier sei im Krisenfall verschlossen. Leuchtturm bedeute, dass „ein Fahrzeug mit Funkgerät vor der Tür steht“ und kommunizieren könne. Das sei es auch schon, ansonsten sind die beiden Rettungswagen wie gewohnt unterwegs. Wir fragen, ob ein Notstrom-Aggregat vorhanden sei. Nein, das sei nicht der Fall. „Aber es wird eins gebracht, wenn ein Notfall eintritt“. Unser Gespräch dauert fünf Minuten, mehr sei zu der Sache nicht zu sagen.

Wir wissen nicht wie es Ihnen geht – aber unsere Arbeitsgruppe Resilientes Quartier war nach diesen beiden Terminen dann doch etwas ernüchtert. Die Realität zweier sogenannter „Leuchttürme“ im Quartier, über deren Strahlkraft im Not- und Krisenfall man durchaus geteilter Meinung sein kann. Und der Eindruck, dass man bei den Begriffen in städtischen Konzepten gerne auch etwas zurückhaltender sein dürfte. Auch wenn es in den jeweiligen Statements und Presseerklärungen dann nicht mehr ganz so knallig daherkommt…

Wir bleiben am Thema dran!

Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.