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Corona: Kranke Katze, knusprige Pizza und viele Gespräche – Notizen aus der Krisenhilfe

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Laura, die graugetigerte Katze einer hochbetagten alleinstehenden Seniorin aus der Postsiedlung, die sich sich wie viele andere aktuell in Selbstisolation in ihrer Wohnung befindet, hat Probleme beim Fressen. Irgendetwas quält sie in ihrem Maul. Ihre Besitzerin leidet spürbar mit, die Gedanken kreisen nur noch um den Gesundheitszustand der Katze. Was tun?

Natürlich war die Katze bei der Fahrt richtig angeschnallt…

Dank Carsharing im Quartier ist schnell ein Auto organisiert, Ziel ist am Freitag Nachmittag der gewünschte Tierarzt in der Darmstädter Innenstadt. Nach längerer Wartezeit – anscheinend führt die Krise zu einem Boom bei den Tierärzten – ist schnell klar: Die Katze ist gesund, hat höchstens ein paar Gramm zu viel auf den Rippen. Der schmerzverursachende Zahnstein (Ursache der Entzündung) wird in einem kleinen Eingriff in zwei Wochen entfernt. Natürlich werden wir auch dafür einen Katzen-Shuttle-Service sicherstellen. Die gute Nachricht ist Balsam für die Seele der Seniorin – eine Sorge weniger.

Katze Lauras erster Weg nach zwei Stunden Gitterbox ging dann auch zum leckeren Fressen, das Frauchen aufgetischt hatte, Zahnstein hin- oder her…

Krank sein in diesen Zeiten ist bestimmt doppelt so schwierig wie sonst auch schon. Vor allem wenn man alleinstehend und chronisch krank ist und einige direkte Nachbarn auf Abstand gehen: Man könnte ja Corona-Infizierter sein. Da ist der Wocheneinkauf durch uns die eine Sache, die sinnstiftende Gestaltung des Tags mindestens aber genauso wichtig. Regelmäßig telefonieren wir mit der Dame, darüber hinaus erfüllen wir Wünsche: Mehrere schöne Romane aus unserem Umsonstladen und viel Wolle zum geliebten Stricken wurden vorbeigebracht. Außerdem wissen wir ja alle, dass gerade bei Krankheit leckeres Essen eine Rolle spielt: Daher überraschten wir am Samstag mit einer knusprigen Wunsch-Pizza. Gute Genesung!

Zeit und Aufmerksamkeit schenken durch Telefonate: Ein wichtiger Schatz in dieser krisenhaften Zeit. Oft bahnt sich eine neue Bekanntschaft auch durch den immer stärker genutzten solidarischen Einkaufsservice (nochmals vielen Dank an die vielen Aktiven aus und um unseren Verein!) an. Genau das wollten wir mit unserem Paten-Modell auch erreichen. Auch nehmen immer mehr Menschen Anteil an unserer Quartierarbeit von Zusammen in der Postsiedlung e.V.. Schon häufig haben wir in diesen Tagen den Satz gehört: Wenn Euer SeniorInnen-Mittagstisch wieder geöffnet hat, dann komme ich auf jeden Fall einmal vorbei!

Bei allen schwierigen Aspekten dieser Krise: Wir rücken näher zusammen, Nähe entsteht. Anonymität weicht. Solidarität wächst. Darüber freuen wir uns riesig!

Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.