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Kiosk 1975: Faktencheck zur Grünflächenamts-Quartierkarte – kommen sie mit auf einen Spaziergang!

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von Freundinnen und Freunden des Kiosk: Der bizarre Streit unseres sozio-kulturellen Treffpunkts Kiosk 1975 mit dem Grünflächenamt der Stadt Darmstadt bewegt die Menschen im Quartier, Medien und Politik. Wir finden es gut, wenn Fakten und nicht Emotionen die Debatte bestimmen.

Heute möchten wir über eine Quartierkarte der Grünflächen berichten, welche die Leitung des Grünflächenamtes uns (und ihrem Dezernenten) am angesetzten Dialoggespräch am 11. Juli um 15:45 Uhr übergab.

So sieht die Karte aus:

Warum wurde diese Karte erstellt? Das erklärte die Leitung direkt nach der Überreichung. Nach dieser Darstellung ist es so, dass das Gebiet in und um die Postsiedlung angeblich so wenige Grünflächen aufweist, dass die Definition der Wiese an unserem Kiosk 1975 als „wertvolles Trittstein-Biotop“ sozusagen geradezu danach ruft unter Schutz und Betretungsverbot gestellt zu werden.

Grundsätzlich sind wir hier mit dem Grünflächenamt einer Meinung. Innerstädtische Biotope sind unter dem Aspekt des Artenschutzes äußerst wichtig, nicht zuletzt betreibt unser Verein in wunderbarer Kooperation mit der Bauverein AG das 2000 Quadratmeter große Postsiedlungs-Biotop, hat zusammen mit der Bauverein AG die biodiverse Pflege von etlichen Flächen im Quartier gestaltet und nach einer langen Auseinandersetzung mit dem Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) gemeinsam mit Pro Akaziengarten e.V. erreicht, dass mehrere tausend Quadratmeter des historischen Akaziengartens seit diesem Jahr unter ökologischen Kriterien umgestaltet werden.

Und jetzt werfen wir nochmal einen Blick auf die offizielle Karte des Grünflächenamtes. Es fällt auf, dass zwar die Existenz unseres Postsiedlungs-Biotops eingezeichnet ist (Danke für die Kenntnisnahme unserer Existenz!), aber ansonsten nur die wenigen Flächen eingezeichnet sind, die vom Grünflächenamt selbst gepflegt werden.

Hmh. Aber es gibt da doch zum Beispiel eine städtische Tochtergesellschaft namens Bauverein AG, die weit über 10.000 Wohnungen bewirtschaftet und sich in den letzten Jahren mit einem engagierten Team sehr stark für die biodiverse Umgestaltung von Grünflächen engagiert hat? Findet in der Grafik des Grünflächenamtes keine Erwähnung. Wir finden das merkwürdig, da es da um ziemlich große Flächen geht.

Kommen Sie mit, wir zeigen sie Ihnen:

Mehrere hundert Quadratmeter in der Binger Straße, zwischen den Häusern 1+3 und 5,6 und 7.

Diese Fläche wurde u.a. mit uns zusammen im Mai 2020 eingeweiht, unsere Kids im Quartier haben die bunten Begrenzungsstangen angemalt. Die waren so schön, dass sie später leider alle schnell geklaut wurden 😉

Große biodiverse Bauverein-Wiesenfläche direkt gegenüber Kiosk 1975 und Umsonstladen.
Große biodiverse Bauverein-Wiesenfläche in der Heinestraße.
Mehrere hundert Quadratmeter groß…
Große biodiverse Bauverein-Wiesenfläche an der Heinrich-Heine-Schule.
Auch hier: Mehrere hundert Quadratmeter groß…
Große biodiverse Bauverein-Wiesenfläche in der Verlängerung der Oppenheimer Straße (Einfahrt Moltkestraße).
Auch hier nochmals: Mehrere hundert Quadratmeter groß…

Darüber hinaus gibt es auf den zahlreichen Bauverein-Grundstücken zahlreiche wertvolle „Tote Ecken“ (Biologen-Sprache) die Schutzraum für Insekten & Co. sind, nur zwei ausgewählte Beispiele:

…Häuser Binger Straße zur Oppenheimer Straße…
… ein Beispiel zwischen Binger Straße und Moltkestraße…

Spazieren wir weiter in den historischen Akaziengarten, welcher dem Land Hessen gehört. Durch das Engagement von Pro Akaziengarten und Zusammen in der Postsiedlung e.V. möglich gemacht: Biodiverse Umgestaltung von mehreren tausend Quadratmetern im historischen Akaziengarten mit dem LBIH (Aufnahmen vom Frühjahr 2023)…

Aber spazieren wir weiter durchs Quartier, es gibt noch mehr zu sehen…

Große „Tote Ecke“ hinter dem Aldi-Markt…
Längliches Trittstein-Biotop über mehrere hundert Meter in der Moltkestraße…
Langes grünes Band zwischen Eschollbrücker Straße und Ingelheimer Straße…
Gehölzinsel I im Schulhof der Wilhelm-Leuschner-Schule…
Gehölzinsel II im Schulhof der Wilhelm-Leuschner-Schule…
Privatgarten in der unteren Bessunger Straße…

Ganz ehrlich: Wir haben noch unzählige weitere Stellen gefunden, die im Plan des Grünflächenamtes nicht verzeichnet sind.

So sieht das dann in unserem Plan aus: In grüner Umrandung: Die ursprünglich eingezeichneten Flächen des Grünflächenamtes. In roter Umrandung: Unser Postsiedlungs-Biotop. In gelber Umrandung: Unsere zusätzlich recherchierten Flächen, die aber noch nicht vollständig sind!

Auch hier nicht berücksichtigt: Die zahlreichen wundervollen Privatgärten, z.B. in der Wormser Straße oder Heinestraße.

Irgendwie ist das ein ziemlich anderes Bild. Oder wie sehen sie das?

Die biodivers bewirtschafteten Flächen von mehreren tausend Quadratmetern wurden vom Grünflächenamt einfach nicht berücksichtigt. Warum? Weil sie nicht vom Grünflächenamt verwaltet werden? Oder möchte man auf diese Art und Weise Politik betreiben?

Wir finden es super, wenn Ämter ihre Publikationen sorgfältig erstellen und einem kritischen Faktencheck unterziehen. Alleine die großen biodiversen Flächen der Bauverein AG einfach zu „vergessen“ ist schon ein Ding. Finden wir. Darf ein Amt so arbeiten?

Und dann waren wir noch im Ingelheimer Garten, den das Amt selbst als Grünfläche eingezeichnet hat. Wie hält es das Amt dort selbst mit der biodiversen Gestaltung? Wir waren in diesen Tagen vor Ort und haben nachgeschaut:

Hmh…
…wir sind nicht ganz sicher….
…aber selbst in Randbereichen wird der Rasen superkurz gehalten…
…selbst abgelegene Ecken werden gemäht, von biodiverser Gestaltung schwerlich zu sprechen…

Und jetzt kommen wir zum Kern der Sache zurück: Unser Vorschlag zur Wiese an unserem Kiosk 1975 war von Anfang an, dass wir eine Fläche von 35-40 Quadratmetern im Schatten der Bäume für den Alltagsbetrieb nutzen dürfen, ein kleiner Bruchteil der Wiese insgesamt. An nur 4-5 Tagen pro Jahr für ausgewählte Veranstaltungen. Bilden Sie sich, nachdem sie jetzt den gesamten Faktencheck gelesen haben, bitte selbst ihre Meinung. Wo liegt hier Maß und Mitte?

Falls aber jemand den Impuls hat, dass diese 35-40 Quadratmeter ausgeglichen werden müssten, dann würden wir z.B. eigene städtische Flächen in der Wilhelm-Leuschner-Schule empfehlen:

Oder direkt am Eingang des Grünflächenamtes in der Bessunger Straße 😉

Eingang des Grünflächenamtes in der Bessunger Straße – fachplanerisch hochwertige Gestaltung?

Natürlich helfen wir gerne: Ein Privatmensch aus dem Quartier hat spontan seine Spende angeboten, mit der unsere Aktiven dem Grünflächenamt helfen würden, ihren Eingangsbereich des Amtes eine würdige biodiverse Gestaltung zukommen zu lassen. Da sich die Fläche unmittelbar an unserem Kiosk 1975 befindet, wären hier doch alle Bedürfnisse gestillt, oder?

Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.