Es ist wie die Neuinszenierung von Kafkas Schloss: Auf der einen Seite der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH), zuständig für den über 200 Jahre alten, mehrere tausend Quadratmeter großen historischen Akaziengarten an der Eschollbrücker Strasse im Quartier in und um die Postsiedlung in Darmstadt. Dieser Park verfällt aufgrund mangelndem Engagements des LBIH seit mehreren Jahrzehnten Stück für Stück und verliert seine wichtigen biodiversen Eigenschaften.
Auf der anderen Seite der engagierte Verein Pro Akaziengarten e.V. (https://www.proakaziengarten.de/) von Anwohnerinnen und Anwohnern, der sich seit nahezu 20 Jahren um den Erhalt und Wiederherstellung der einstmals wunderschönen Parkanlage kümmert – und vom LBIH am langen Bürokraten-Arm verhungern gelassen wird. Dazu der Verein Zusammen in der Postsiedlung e.V., in deren Quartier der Akaziengarten liegt und die sich in den vergangenen Jahren an mehreren Initiativen und Aktionen für den Schutz von Tieren und Pflanzen im Akaziengarten eingesetzt haben.
Dann noch eine neue Aktionsgruppe, die sich selbstironisch Revolutionäre Akaziengarten Front nennt, sich nicht mit der jahrelang anhaltenden Untätigkeit und Inkompetzenz des LBIH in Parkfragen zufrieden geben möchte und Ende November 2021 die denkmalgerechte Wiederbepflanzung nach historischen Plänen begonnen hat: Neben viel Arbeitskraft wurde auf eigene Kosten ein dreistelliger Euro-Betrag in hochwertige, neue Fliedersträuche und Bäume investiert.
Hier geht es zum Artikel über die Pflanzaktion Ende November:
Nach dieser Wiederanpflanzaktion dämmert es den Verantwortlichen des LBIH nunmehr, dass es publik werden könnte, wie jämmerlich deren bürokratische Administration (mit ständig wechselnder personeller Zuständigkeit) den Akaziengarten seit langer Zeit behandelt. Und was tut eine deutsche Behörde, wenn sie vom eigenen Nichtstun ablenken will? Sie packt das Szenario von Drohgebärden aus…
Ho, ho, ho – pünktlich vor Nikolaus ist plötzlich Bewegung in der Sache und beim LBIH. Die Behörde wird öffentlich angegriffen und – man mag es kaum glauben – kritisiert!
Um wieder Friedhofsruhe in Sachen Akaziengarten herzustellen, denkt das LBIH, es sei eine kluge Idee, die Beseitigung der von den engagierten AnwohnerInnen gepflanzten Bäume und Sträucher zu verlangen. Und zwar bis zum 15.12.2021, also bitteschön ZackZack!
Die engagierten Bürgerinnen und Bürger der Revolutionären Akaziengarten Front haben nach eigenen Angaben aber u.a. aufmerksam die Weltklimakonferenz in Glasgow vor kurzer Zeit verfolgt und noch viele, viele engagiert klingende Redebeiträge von Politikerinnen und Politikern von CDU, SPD und Grüne im Ohr. Oft fällt da der Satz, dass man an jedem Ort dieser Welt damit anfangen müsste konkret etwas zu tun, um den Klimawandel noch aufzuhalten. Taten statt Warten!
Der Akaziengarten hat in den letzten 20 Jahren fast 200 Bäume verloren, ohne das der LBIH auch nur ansatzweise Neuanpflanzungen angepackt hätte. Daher nehmen die engagierten Bügerinnen und Bürger die Worte der Politikerinnen und Politiker ernst und fangen dort an, wo Grundstücke im Eigentum der Bürger vorhanden sind.
Welches merkwürdige Staatsverständnis umnebelt bitteschön den LBIH, wenn er Staatseigentum aller Bürger als “Privatgrundstück” definiert? Uns fällt dazu nur ein: “Achtung, Achtung , sie verlassen den demokratischen Sektor!”
Daher steht fest:
- Keiner der engagierten AnwohnerInnen wird die fach- und denkmalgerecht gesetzten Sträucher und Bäume wieder entfernen. Weder zum 15.12., noch zu einem anderen Zeitpunkt. Dort wo sie stehen, stehen sie richtig.
- Stattdessen werden wir mit mehreren befreundeten Initiativen aus dem Umwelt- und Klimaschutzbereich zu einer großangelegten weiteren Pflanzaktion in naher Zukunft aufrufen. Eine Gruppe von AnwohnerInnen hat hierfür bereits die Finanzierung von Bäumen und Sträuchern zugesichert. Selbstverständlich werden auch diese Pflanzen analog den historischen und biodiversen Gegebenheiten (Ort und Art der Pflanze) eingepflanzt.
- Wir freuen uns über die angekündigten rechtlichen Schritte des LBIH, da ein Gerichtsprozess gegen engagierte BürgerInnen, die auf eigene Kosten und Arbeitskraft eine historische Parkanlage wieder aufbauen, sicherlich in der Rechtsgeschichte Deutschlands nicht allzu häufig zu finden ist 😉
Grundsätzlich bleibt aber unsere Forderung: Die um den Parkerhalt engagierten Bürgerinnen und Bürger möchten offiziell Verantwortung für den Park übernehmen. Wir fordern eine Verantwortungsdelegation, verbunden mit einem Budget, der einen schrittweisen Wiederaufbau ermöglicht!
Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.