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Biotop: Tiere im Postsiedlungs-Biotop (72) – Rote Käfer auf der roten Liste!

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von Jan Becker: In den letzten Wochen wurden im Biotop vermehrt neue Arten gesichtet, die in der jeweils aktuellen Roten Liste Deutschlands mindestens als „gefährdet“ geführt werden.

Wichtig dabei zu beachten ist jedoch, dass es sich hier nur um die Situation in Deutschland handelt und die Listen je nach Tiergruppe unterschiedlich alt sind. In anderen Ländern können diese Arten durchaus häufiger sein. Deshalb lohnt sich ein differenzierter Blick auf diese Tiere und ihre Verbreitung weltweit.

Doch nun genug des Vorwortes, nun die Vorstellung von zwei bedrohten, passenderweise roten, Käferarten:

Kleiner Ulmenprachtkäfer (Anthaxia manca)

Kleiner Ulmenprachtkäfer (Anthaxia manca)

Kleiner Ulmenprachtkäfer (Anthaxia manca) von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am April 23, 2023 um 02:12 PM von Jan Becker · iNaturalist

Der Kleine Ulmenprachtkäfer ist auf der neuesten Roten Liste der Prachtkäfer in Deutschland als „stark gefährdet“ geführt. Hier geht es zum Eintrag in der Roten Liste: Detailseite – Rote-Liste-Zentrum

Seine Kinderstube hat der Kleine Ulmenprachtkäfer, wie auch sein ebenfalls stark gefährdeter und ebenfalls im Biotop gesichteter naher Verwandter, der Kirschprachtkäfer, in Totholzbereichen noch lebender alter Bäume. Wie der Name schon verrät, leben die Larven im Totholz alter Ulmen, aber auch von alten Linden, von denen wir gleich mehrere auf dem Biotopsgelände haben. Darüber hinaus bevorzugt der Käfer ein eher mildes Klima, wie es im Rhein-Main-Gebiet gegeben ist. Deshalb hat die Art ihr Hauptverbreitungsgebiet auch in den wärmeren Regionen Europas (s. Verbreitungskarte).

Beobachtungen des Kleiner Ulmenprachtkäfer (Anthaxia manca) auf iNaturalist in Europa.

Fazit:

Der Kleine Ulmenprachtkäfer findet durch die Lage und den Baumbestand des Biotops hier ideale Lebensbedingungen. Aufgrund der Aktualität der Roten Liste (von 2021) und den wenigen Sichtungen auf iNaturalist (3 Sichtungen inkl. der im Biotop) dieses doch durchaus auffällig gefärbten Käfers ist die Einstufung meines Erachtens gerechtfertigt.

Reiherschnabel-Stängelrüssler (Lixus vilis)

Reiherschnabel-Stängelrüssler (Lixus vilis)

Lixus vilis von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am April 19, 2023 um 04:35 PM von Jan Becker · iNaturalist

Der Reiherschnabel-Stängelrüssler ist ein relativ großer und durch seine rote Färbung auch recht auffälliger Rüsselkäfer. Auf der aktuellen Roten Liste der Rüsselkäfer in Deutschland von 2021 ist er als „ausgestorben oder verschollen“ eingestuft. Die letzten Funde datierten aus den 1930er Jahren. Hier geht es zum Eintrag in der Roten Liste: Detailseite – Rote-Liste-Zentrum.

Da es mittlerweile fünf bestätigte Sichtungen des Reiherschnabel-Stängelrüsslers seit 2019 in Deutschland auf iNaturalist gibt, ist diese Einstufung als bereits überholt anzusehen.

Mit einer Ausnahme einer Sichtung aus dem Saarland, in der Nähe weiterer Sichtungen in Frankreich, konzentrieren sich alle Funde aber auf das Rhein-Main-Gebiet rund um Frankfurt und Darmstadt (Schmitten (Taunus), Frankfurt, Griesheimer Sand und bei uns im Biotop).

Von einem Communitymitglied aus der Schweiz habe ich erfahren, dass dieser Käfer dort bis 2015 ebenfalls als ausgestorben galt, bevor er in diesem Jahr nach mehr als 100 Jahren wiedergefunden werden konnte. Wahrscheinlich hat sich diese ebenfalls wärmeliebende Art mit Hauptverbreitungsgebiet in Südeuropa (s. Verbreitungskarte) seitdem von dort aus entlang des Oberrheingrabens wieder bis ins Rhein-Main-Gebiet ausgebreitet.

Nachweiskarte des Reiherschnabel-Stängelrüsslers (Lixus vilis) auf iNaturalist.

Fazit:

Der Reiherschnabel-Stängelrüssler hat sich, vermutlich unterstützt durch Klimawandel, wieder bis nach Deutschland ausgebreitet, weshalb die Einstufung als „ausgestorben oder verschollen“ der aktuellen Roten Liste nicht mehr zutrifft. Allerdings konzentrieren sich die bisherigen Funde hauptsächlich auf das Rhein-Main-Gebiet. Wir freuen uns darüber, dieses in Deutschland bisher noch sehr seltene Tier in unserem Biotop gefunden zu haben!

Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.