You are currently viewing Biotop: Tiere im Postsiedlungs-Biotop (68) – Gefährliche Tiere? – Teil 2

Biotop: Tiere im Postsiedlungs-Biotop (68) – Gefährliche Tiere? – Teil 2

  • Beitrags-Autor:

Sieht man sich unsere Beobachtungen aus dem Biotop auf unserer Projektseite auf iNaturalist (Tiere im Postsiedlungs-Biotop · iNaturalist) an, dann kommt einem sicherlich bei der ein oder anderen Beobachtung in den Sinn: „Sieht ja ganz schön gefährlich aus“. Doch was ist dran? Ist alles, was gefährlich aussieht auch wirklich so gefährlich, wie es tut?

Dem gehen wir heute zum zweiten Mal auf den Grund, und zwar anhand der gelb-schwarz gefärbten Faltenwespen, die im Volksmund synonym für „Wespen“ stehen:

Deutsche Wespe (Vespula germanica)

Deutsche Wespe (Vespula germanica) von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am September 11, 2022 um 04:12 PM von blaupfeilda · iNaturalist

Zuerst einmal ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass alle weiblichen Faltenwespen einen sogenannten „Wehrstachel“ besitzen, mit dem sie sich oder je nach Art auch ihr Nest verteidigen. Männliche Wespen besitzen dagegen keinen Stachel.

Wespenstiche sind zwar sehr unangenehm, bis auf Stiche, die beim versehentlichen Verschlucken im Hals- und Rachenbereich auftreten (was überaus selten vorkommt) sind sie aber, außer für Allergiker, harmlos.

Außerdem bestehen große Unterschiede im Verhalten der einzelnen Wespenarten, sodass man nicht allgemein sagen kann, gelb-schwarze Wespen sind immer aggressiv oder ähnliches. Darüber hinaus sind Wespen sehr wichtig, da sie durch die Jagd auf andere, meist pflanzenfressende Insekten, deren Bestände regulieren. Außerdem jagen sie bevorzugt kranke oder verletzte Tiere, und manche Arten fressen auch Aas. Dadurch verhindern sie, dass sich Krankheiten unter den Tieren ausbreiten.

Doch jetzt zu ein paar einzelnen Arten:

Deutsche Wespe (Vespula germanica)

Deutsche Wespe (Vespula germanica)

Deutsche Wespe (Vespula germanica) von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am April 05, 2023 um 12:44 PM von Jan Becker · iNaturalist

Zusammen mit der nahe verwandten „Gemeinen Wespe“ steht die Deutsche Wespe für den Inbegriff der Wespe schlechthin und hat Wespen allgemein keinen besonders guten Ruf eingebracht.

Dabei sind diese Wespen bereits das „aggressivste“, was Deutschland zu bieten hat.

Durch ihr Auftauchen an Kaffeetafeln oder beim Grillen sind diese Tiere zwar durchaus lästig, doch beachtet man ein paar Grundregeln, lässt es sich doch gut zusammen auskommen, denn auch diese Wespen stechen nicht grundlos.

  1. Keine hektisch fuchtelnden Handbewegungen: dadurch fühlen sich die Wespen bedroht und stechen schneller zu
  2. Wespen nicht anpusten: durch den erhöhten CO2-Gehalt im Atem werden die Tiere gestresst und stechen ebenfalls schneller
  3. Mund geschlossen halten und die Tiere im Blick behalten: Wespen stechen ebenfalls oft, wenn sie sie sich z.B. unter T-Shirts o.ä. verirren (Panik). Außerdem sollte man den Mund geschlossen halten, wenn die Wespen davor herumfliegen, damit sie nicht versehentlich hineinfliegen.

Das Wespen so dicht vor unseren Gesichtern herumfliegen, hat übrigens nichts mit aggressivem Verhalten zu tun, sondern nur mit Neugier, in Verbindung mit extremer Kurzsichtigkeit und dem Aufbau des Insektenauges, dass bei Bewegung besser sieht als in Ruheposition.

Wo diese Wespen allerdings keinen Spaß verstehen, ist, wenn sie ihr Nest bedroht sehen. Dann schwärmen die Arbeiterinnen aus und fliegen gezielt und aggressiv auf den „Störenfried“ zu, um ihn mit Stichen zu vertreiben. Deshalb sollte man den Nestern dieser Wespen lieber fernbleiben.

Hornisse (Vespa crabro)

Hornisse (Vespa crabro)

Hornisse (Vespa crabro) von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am August 20, 2022 um 03:53 PM von Jan Becker · iNaturalist

Auch die Hornisse ist bei vielen Menschen gefürchtet, ist sie doch die größte heimische Wespe und hat ein imposantes Erscheinungsbild. Doch diese Angst ist unbegründet.

Im Gegensatz zur Deutschen Wespe meiden Hornissen, wie die meisten anderen Wespen auch, den Menschen und fliehen eher vor ihm, als aggressiv zu werden. Folglich tauchen sie auch nicht am Essenstisch auf. Nur wenn sie sich aktiv in Gefahr sehen (z.B. bei versehentlichem Einquetschen der Tiere), stechen sie.

Nur in der Nähe ihrer sehr großen Nester verstehen sie ebenfalls keinen Spaß, auch diese werden aktiv und kompromisslos verteidigt, weshalb man auch von Hornissennestern, z.B. auf Dachböden, Abstand halten sollte.

Es hält sich in diesem Zusammenhang hartnäckig das Gerücht, dass 20 Hornissenstiche einen gesunden, erwachsenen Menschen töten können. An diesem Gerücht ist allerdings überhaupt nichts dran, die Qualität und die abgegebene Menge an Gift ist bei Hornissen vergleichbar mit dem der Deutschen Wespe. Allerdings sind die Stiche aufgrund des größeren Stachels der Hornissen schmerzhafter.

Um ernsthafte gesundheitliche Probleme hervorzurufen, braucht es hier, vorausgesetzt es liegt keine Allergie vor, schon 500 bis 1000 Stiche auf einmal (das gilt auch für die Deutsche Wespe). 

Französische Feldwespe (Polistes dominula)

Französische Feldwespe (Polistes dominula)

Französische Feldwespe (Polistes dominula) von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am Juni 17, 2022 um 09:03 AM von blaupfeilda · iNaturalist

Eine sehr entspannte Wespe ist die Französische Feldwespe. Diese Tiere meiden den Menschen ebenfalls, oder ignorieren ihn einfach gänzlich. Am Essenstisch tauchen sie für gewöhnlich nicht auf. Sie stechen nur in absolut höchster Not. Ihre Nester sind sehr klein, meist umfassen sie nur ca. 30 Tiere. Sie liegen gut geschützt in Spalten und Hohlräumen und werden auch nicht gegen den Menschen verteidigt. Deshalb kann man sich diesen Nestern bedenkenlos nähern.

Unterscheiden kann man die Feldwespen von den Deutschen Wespen durch einen schlankeren Körperbau und die langen Hinterbeine, die im Flug herabhängen.

Einzellebende (solitäre) Faltenwespen

Neben den drei oben vorgestellten Arten, die alle in Staaten zusammenleben, gibt es noch einige, zum Teil ebenfalls etwas größere schwarz-gelbe Faltenwespen, die allein Nisten. Von diesen Arten geht ebenfalls keinerlei Gefahr aus, da sie vor dem Menschen fliehen und nur in absolut höchster Not zustechen. Beispiele für solche Arten gibt es hier:

Gattung Ancistrocerus

Gattung Ancistrocerus von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am Oktober 05, 2022 um 04:03 PM von Jan Becker · iNaturalist

Töpferwespe (Gattung Eumenes)

Töpferwespe (Gattung Eumenes) von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am August 23, 2022 um 07:04 PM von Jan Becker · iNaturalist

Fazit: Wespen sind besser als ihr Ruf. Nur wenige Arten kommen überhaupt von sich aus in die Nähe des Menschen. Diese stechen dann auch nicht grundlos, sondern nur in Panik, häufig ausgelöst durch Missverständnisse zwischen Mensch und Wespe. Nur in der Nähe der Nester einiger Arten ist besondere Vorsicht geboten. Bekommt man dort mehrere Wespenstiche ab und ist kein Allergiker, sind diese zwar äußerst unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich. Die meisten Wespenarten meiden jedoch den Menschen oder leben friedlich mit ihm zusammen.

Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.