von Jan Becker: Unser Biotop ist als Magerwiese besonders reich an verschiedenen Blühpflanzen. Entsprechend kommen hier auffällig viele Arten vor, die sich von Nektar und/oder Pollen ernähren und so maßgeblich zur Bestäubung der Blüten betragen. Diese Reihe soll steckbriefartig einen Überblick über die verschiedenen Tiergruppen geben, die zur Ernährung auf Blüten angewiesen sind. Teil 3 widmet sich verschiedenen Wespen.
Wie wenige Menschen wissen, ernähren sich erwachsene Wespen in der Regel ausschließlich von Zuckerlösungen. Deshalb sammeln eigentlich alle Arten Nektar von Blüten. Manche Arten der Faltenwespen, wie z.B. Hornissen oder die Gemeine Wespe nehmen diese auch aus anderen Quellen auf, wie z.B. von überreifem Obst, Fallobst oder wie im Falle der Gemeinen oder der Deutschen Wespe auch gerne von der Frühstücks- oder Kaffeetafel.
Anzahl der Arten in Deutschland gesamt:
- Faltenwespen: 82 Arten
- Grabwespen: 250 Arten
- Goldwespen: 98 Arten
Nachgewiesene Arten im Biotop:
- Faltenwespen: mind. 11 Arten
- Grabwespen: mind. 28 Arten
- Goldwespen: mind. 7 Arten
Auffällige Arten:
Zu den auffälligsten und bekanntesten Arten zählen aufgrund ihrer Größe und Häufigkeit die bereits oben erwähnten Hornissen und Gemeinen/Deutschen Wespen. Aber auch die Heuschreckensandwespe ist aufgrund ihrer Größe und roten Färbung sehr auffällig und gut zu sehen.
Unbekannte Arten:
Weitestgehend unbekannt ist, dass es über die bekannten schwarz-gelben, relativ großen und zuweilen auch lästigen Arten hinaus auch eine Vielzahl anderer, zum Teil sehr bunt gefärbter und eher kleinen Wespenarten gibt. Beispiele hierfür sind zum Beispiel die Sichelwanzengrabwespe oder die Bienenwolfgrabwespe. Auch eher unbekannt ist, dass es unter den Faltenwespen Arten gibt, die nicht in Staaten zusammenleben, sondern die für sich allein ihren eigenen Nachwuchs versorgen, wie z.B. die Töpferwespen.
Gefährdung:
Allgemein (Deutschland):
- Faltenwespen: 41 % der Arten sind entweder gefährdet oder bereits ausgestorben
- Grabwespen: 36 % der Arten sind entweder gefährdet oder bereits ausgestorben
- Goldwespen: 53 % der Arten sind entweder gefährdet oder bereits ausgestorben
Im Biotop:
- Faltenwespen – Es wurden bisher keine gefährdeten Arten beobachtet.
- Grabwespen – Es wurden 3 gefährdete Arten gesichtet:
Außerdem noch eine Art, deren Ausmaß der Gefährdung unbekannt ist:
Sowie eine Art auf der Vorwarnliste:
- Goldwespen – Es wurde eine stark gefährdete Art gesichtet:
Außerdem noch eine Art auf der Vorwarnliste:
Entwicklung:
Auch die Wespen durchlaufen während ihrer Entwicklung eine komplette Metamorphose. Die Larven ernähren sich dabei in der Regel von tierischer Nahrung, welche die Weibchen entweder für den eigenen Nachwuchs oder bei den staatenbildenden Wespen, für den der Königin jagen. Einige Arten, besonders die bekannten staatenbildenden Arten (gemeine Wespe, Hornisse, etc.) decken dabei ein weites Spektrum an Beutetieren (zumeist andere Insekten oder Spinnen) ab. Die meisten Arten haben sich jedoch auf eine Art (oder Gattung) spezialisiert, die die Weibchen für ihren Nachwuchs jagen.
Die Goldwespen entwickeln sich dagegen brutparasitisch, das heißt die Weibchen jagen keine Beutetiere, sondern schmuggeln ihre Eier in die Nester anderer Arten (je nach Art zumeist bei Grabwespen, einige Arten aber auch bei Bienen). Deshalb nennt man die Goldwespen manchmal auch Kuckuckswespen.
Fressfeinde:
Auch bei den erwachsenen Wespen zählen Spinnen zu den häufigsten Fressfeinden, besonders auch hier die Gehöckerte und die Veränderliche Krabbenspinne.
Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am August 06, 2022 um 10:29 AM von Jan Becker · iNaturalist (mit Deutscher Wespe)
Gehöckerte Krabbenspinne (Thomisus onustus) von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am Juli 26, 2022 um 05:27 PM von Jan Becker · iNaturalist (mit Grabwespe)
Die Larven sind, besonders bei den Grabwespen, durch Brutparasitismus gefährdet, in der Regel durch die Goldwespen, wie bereits oben beschrieben.
Wie wird der Nektar gesammelt?:
Der Nektar wird mit Hilfe der Mundwerkzeuge gesammelt. Im Gegensatz zu den Bienen sind deren Mundwerkzeuge nicht so spezialisiert, da sie in vielen Fällen auch zum Transport oder der Zerkleinerung von Beutetieren genutzt werden. Deshalb sind sie auf Blüten mit gut erreichbaren Nektarquellen angewiesen, wie der Wilden Möhre, dem Rainfarn oder auch den neophytischen (=eingeschleppten) Berufskräutern.
Nysson maculosus von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am Juli 26, 2022 um 12:53 PM von Jan Becker · iNaturalist (auf Wilder Möhre)
Knotenwespen (Gattung Cerceris) von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am Juli 24, 2022 um 06:25 PM von Jan Becker · iNaturalist (auf Rainfarn)
Hedychrum rutilans von Darmstadt-West, Darmstadt, Deutschland am Juli 06, 2022 um 02:28 PM von Jan Becker · iNaturalist (auf Berufskraut)
Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.