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Südbahnhof: Verwahrlosung, Verfall und Gefährdung des Zugverkehrs

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Wir haben es uns schon beinahe gedacht: Wenn man sich die Mühe macht und einmal genauer hinschaut, was im und um den Darmstädter Südbahnhof passiert bzw. seit Jahren nicht passiert, dann wird es schnell brenzlig. Tatsächlich sogar brenzliger als wir dachten.

Bei einem Ortstermin am Bahnhof mussten wir feststellen, dass direkt neben dem Kiosk ein ca. 3 Meter großes Loch im Schutzzaun vor der steilen Böschung hinab zu den Gleisen besteht. Wir schauten genauer hin und entdeckten, dass mutmaßlich der Betreiber des ehemaligen Südbahnhof-Kiosk Teile seines Bauschutts auf dieser steilen Böschung entsorgt hat: Eine blaue Holztür, ein großer metallener Einkaufswagen und vieles mehr sind bereits die halbe Strecke zu den Gleisen heruntergerutscht. Einen Frühjahrssturm später werden sie demnächst auf den Gleisen liegen.

Der vorbeifahrende Zug ist zum Greifen nahe…

Doch damit nicht genug: Auch im kleinen Biergarten des ehemaligen Kiosk stapelt sich der Müll. Auch der von fünf größeren Gasflaschen, die dort unbedacht der Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Insgesamt macht der gesamte Komplex rund um den Kiosk einen verwahrlosten Eindruck. Warum schreitet hier niemand ein?

Eine Antwort könnte sein, dass auch das offizielle Baudenkmal Südbahnhof seit Jahren ein Opfer des grenzenlosen Renditewahns im Immobiliensektor geworden ist. Nachdem die Deutsche Bahn vor vielen Jahren den Entschluss fasste, bundesweit hunderte Bahnhöfe zu verkaufen, geriet auch der Südbahnhof in die Hände eines Immobilienkonsortiums, dem einzig die höchstmögliche Rendite wichtig war.

Hier gab es dann einige Wechsel in den Besitzverhältnissen, bis dann vor nicht allzu langer Zeit der Bahnhof für angeblich 250.000 Euro zu einem neuen Besitzer aus Fulda überging. Dieser hatte allerdings nie die Absicht, das kleine Juwel mit immerhin 7 Stockwerken wieder zum Schmuckstück für das Quartier zu machen. Im Gegenteil: Er vermietete den kleinen Laden links vom Südbahnhof an einen windigen Betreiber, der unlängst erst Besuch von der Staatsanwaltschaft Darmstadt bekam. Verdacht auf Drogenhandel, so ein Bericht im Darmstädter Echo. Nun wurde offenbar, dass der Besitzer den Südbahnhof angeblich für stolze 850.000 Euro wieder verkaufen möchte. So geht das: Einkauf für 250.000 Euro, nahezu nichts für den Erhalt des Bahnhofs investieren, Weiterverkauf für 600.000 Euro mehr. Was für ein Wahnsinn!

Dabei ist erst vor wenigen Jahren durch einen fachkundigen Architekten erhoben worden, dass alleine für eine rudimentäre Herrichtung des Bahnhofs mindestens 1 Millionen Euro zu investieren wäre. Der größte Brocken hierfür ist das Dach, in das es jahrelang hineingeregnet hat.

Auch aktuell stehen seit Monaten Fenster des Bahnhofs offen, so dass die Witterung ungeschützt eindringen kann. Das solche Zustände in einem offiziellen Baudenkmal – mitten in einer Großstadt – geduldet werden, ist eine eigene Geschichte…

Zurück zum Kiosk am Südbahnhof: Wir von Zusammen in der Postsiedlung e.V. gehören nicht zu den Charakteren, die bei solchen Zuständen wegschauen. Daher haben wir am heutigen Tag die Bundespolizei, zuständig für den Streckenschutz bei Bahnanlagen, die Deutsche Bahn und Behörden der Stadt Darmstadt über die von uns festgestellten Zustände informiert.

Um diesen jahrelang schwierigen Zustand zu beenden, bekunden wir zugleich unser aktives Interesse, an diesem Standort mit unserer Vereinsarbeit tätig zu werden. Ideen und aktive Menschen mit Lust anzupacken, haben wir in unserem Zusammenschluss genug.

Wir haben auch eine Reihe von Ideen für eine künftige Nutzung, damit dieses Baudenkmal endlich wieder dem Zweck zugeführt wird, für das es einmal Anfang des letzten Jahrhunderts errichtet wurde: Den Menschen im Quartier und der Stadt.

Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.