Seit April so gut wie kein Regen – das geht natürlich auch an unserer grünen und baumreichen Postsiedlung nicht spurlos vorüber.
Nach einer Zeit des Wartens und Hoffens auf mehrere Regenschauer wollten wir dann im Juli nicht weiter zusehen, wie immer mehr Bäume in unserer Siedlung dem Dürre-Tod näher kamen:
Die Aktion “Wir retten die Bäume der Postsiedlung” war geboren.
Nach einem Bericht im Darmstädter Echo vom letzten Donnerstag, in dem das städtische Grünflächenamt hilfsbereiten Bürgern die Unterstützung beim Bäume wässern in Form von Infrastruktur (Standrohre für Hydranten) und kostenfreiem Wasser anbot, wandte sich der Vorstand unmittelbar an das Amt, welches lustigerweise sogar selbst an der Grenze zur Postsiedlung liegt.
Wir stellten unser ehrenamtliches Ansinnen vor. Die Antwort waren eine Menge Gegenfragen: Welche Bäume wollen wir gießen? Können wir garantieren nur ausschließlich städtische Bäume zu gießen?
Wir entgegneten, dass wir vorhaben die Bäume in der Postsiedlung zu gießen, da wir dort wohnen und aktiv sind. Diese gehörten unseres Wissens zum einen der Stadt, zum anderen im allergrößten Teil der Bauverein AG, die ja bekanntlich eine 100%ige Tochter der Stadt Darmstadt sei und jährlich Millionenbeträge an Gewinnen in den kommunalen Haushalt ausschüttet. Wir fragten, ob es ein Problem sei, die Bäume einer städtischen Tochtergesellschaft zu wässern.
Minuten später waren wir schlauer: Wir wurden belehrt, dass es nicht Aufgabe des Grünflächenamtes sei, Bäume auf privaten Grundstücken zu wässern und die Grundstücke der Bauverein AG seien nun einmal Privateigentum.
Mit dem Gefühl im Bauch, gerade bei der Planung zu einem umgeheurlichen Verbrechen am Allgemeinwohl ertappt worden zu sein, bekamen wir dann noch ein offizielles Nein in Sachen Unterstützung bei unserem ehrenamtlichen Projekt. Wir sollten uns eben bei der ENTEGA auf eigene Rechnung die Infrastruktur besorgen.
Nun, das taten wir dann tatsächlich: 30 Minuten später waren wir stolzer Ausleiher eines Standrohres für Hydranten, nebst privater Vertragnehmer für die Kosten des Wassers, mit welchem wir vorhaben die Bäume zu wässern. Inklusive Anschaffung von passenden Schläuchen, da die ENTEGA keine ausleiht: 200,- Euro Kosten.
Das ist dann auch der konkrete Dreiklang von städtischen Aufrufen zum ehrenamtlichen Engagement von Bürgern: Arbeit, Infrastruktur und Verbrauchsmaterial – alles in Eigenleistung.
Wir haben beschlossen uns hiervon nicht irritieren zu lassen und legten gleich am Freitag Abend mit einem ersten Rettungseinsatz bei mehreren unter Schutz stehenden Bäumen in der Siedlung los: Vier Stunden, sechs Aktive, 3000 Liter.
Am Sonntag Abend und einiger Werbung in der Nachbarschaft ging es dann mit zusätzlichen Verteilern und weiterer Ausrüstung weiter: 13 Erwachsene und sieben Kinder engagierten sich von 18:00 – 21:30 Uhr. Mehr als 5000 Liter Wasser wurde den städtischen Bäumen in der Bessunger Straße bis Haardtring gespendet.
Auch ohne städtische Unterstützung: Die Postsiedlung bleibt grün!
Impressionen der Aktion in Bildern: