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Quartier: Rückenwind-Büro im Haardtring 274 eröffnet!

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Es hat jetzt ein wenig gedauert, dafür sind aber alle Renovierungsarbeiten ehrenamtlich selbst gemacht worden: Am gestrigen Freitag wurde das neue Büro von unserem Kooperationspartner Rückenwind – solidarische Quartierarbeit im Darmstädter Westen e.V. im Haardtring 274 feierlich eröffnet.

Zu den Gästen zählten Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Barbara Akdeniz, Karl-Heinz Schön, Leiter Fachbereich Teilhabe Südost des Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV) mit weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bedarfsermittlungsteams Darmstadt, Konrad Lampart von der Software-AG Stiftung, Monika Daum vom Krisendienst Südhessen, MedienvertreterInnen, Angehörige und gesetzliche BetreuerInnen sowie fast alle der derzeit von Rückenwind unterstützten Menschen. Um nicht die zahlreichen Mitarbeitenden und Aktive des Vereins Zusammen in der Postsiedlung e.V. zu vergessen, die einen wesentlichen Beitrag zur wirklich grandiosen Sanierung des neuen Ladengeschäfts geleistet haben. GROßES DANKESCHÖN!!!

Ein Teil der Gäste im Gespräch mit Hessischen Rundfunk und Darmstädter Echo

Rückenwind beschreitet in vielerlei Hinsicht neue Wege in der Hilfe für Menschen mit psychischer, geistiger oder körperlicher Behinderung. Durch die ausschließliche Arbeit mit dem Persönlichen Budget, wird das Machtgefälle zwischen Hilfesuchendem und Unterstützer umgekehrt. Die klassischen Leistungserbringer wie Caritas, Nieder-Ramstädter-Diakonie, SPV und andere arbeiten mit Verträgen, bei denen sie direkt mit dem LWV Hessen abrechnen und der Hilfesuchende häufig wenig bis überhaupt keinen Überblick über den Umgang mit seinen bewilligten Geldern erhält. Im Persönlichen Budget wird der Hilfesuchende jedoch selbst zum Chef. Er erhält die Gelder ausgezahlt und kann sich einen Anbieter wie Rückenwind frei wählen, der ihm dann eine transparente Rechnung über die erbrachten Leistungen erstellt.

Neuland betritt Rückenwind seit zwei Jahren auch in den konsequenten Umsetzung der Sozialraumorientierung. Das bedeutet konkret, dass alle Mitarbeitenden und auch Hilfesuchende bei Rückenwind zwingend in Darmstadt-West (Postleitzahl 64295) oder Alt-Bessungen (PLZ 64285) leben müssen. Und damit in direkter Nachbarschaft. Dies führt zwangsläufig zu einer Vielzahl von Begegnungen im Alltag, man lebt zusammen im selben Quartier, die Wege sind kurz. Rückenwind arbeitet selbstredend an 7 Tagen die Woche und ist im Krisenfall rund um die Uhr vor Ort: Denn Krisen haben keine Zeit zu warten.

Durch die enge und partnerschaftliche Kooperation mit Zusammen in der Postsiedlung e.V. öffnet sich für Hilfesuchende eine Vielzahl von Möglichkeiten der ehrenamtlichen Mitarbeit in einem großen thematischen Spektrum: Mitarbeit beim SeniorInnen-Mittagstisch, im Umsonstladen, im Kiosk 1975, im Postsiedlungs-Biotop, beim Freitagscafe, der Kuchenplauderei, den sozialen Hilfen, im Bau-Arbeitskreis etc. Unterstützung durch ein multiprofessionelles Team, viel soziales Miteinander in der Nachbarschaft, eine sinnstiftende Tätigkeit + dabei anderen Menschen im Quartier helfen: Wissenschaftlich erwiesen der Gold-Standard in der Sozialpsychiatrie.

Rückenwind will zukünftig eine Debatte um progressive und solidarische Strukturen in der Behindertenhilfe entfachen. Die aktuelle Verfasstheit vieler Hilfsstrukturen macht dies auch bitter nötig.

Der leider schon verstorbene Sozialpsychiater Prof. Dr. Eikelmann hat dies auf vortreffliche Weise auf den Punkt gebracht:

»Die Gemeindepsychiatrie hat sich unter der Hand in die ›Psychiatrie-Gemeinde‹ verwandelt, die mit Wohn-, Arbeits- und Freizeitangeboten, für die Betroffenen nur mehr ein Surrogat ›normalen‹ Lebens darstellen.« (Eikelmann 2005).

(Surrogat= minderwertiger, nicht vollwertiger Ersatz)

Rückenwind knüpft mit seinen PartnerInnen im Quartier ein solidarisches Netzwerk aus qualifizierter und kompensatorischer Hilfe, welches am Ende des Tages ein Ziel hat: Die maximale Autonomie des Betroffenen, die Umsetzung seiner Wünsche und Ziele. Darum geht es.

Glühwein und Punsch, Chili, vegane Bockwürste im Brötchen und Blätterteigtaschen – für das leibliche Wohl war gesorgt 🙂

Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.