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Kneipensterben im Quartier (6): Unterwegs rund um die Postsiedlung

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Auf eine Cola oder ein Bier vorbeikommen, mit dem netten Wirt oder Wirtin ein Schwätzchen halten, zufällig Nachbarn aus dem Quartier treffen – und vielleicht ein leckeres Essen genießen: Die Kneipe im Quartier.

Kneipe steht hierbei als Synonym auch für Cafe´s, Imbisse oder Restaurants. Als Orte der ungezwungenen sozialen Begegnung. In einer kleinen Serie auf diesem Blog möchten wir das Kneipensterben bei uns im Quartier in und um die Postsiedlung, in Bessungen und Darmstadt-West thematisieren. Heute: Im Quartier in und um die Postsiedlung.

Wie viele Kneipen nicht mehr da sind, fällt einem erst dann auf, wenn man sich konkret auf Spurensuche begibt. Nachdem wir bereits in Bessungen unterwegs und beim ehemaligen Bessunger Weinkeller stehen geblieben sind, geht es heute weiter.

Heidelberger Str. 129: Ehemalige Gaststätte „House of Blues“

Das HOUSE OF BLUES war einer der bemerkenswertesten Live-Clubs in Südhessen, oft verglichen mit den mehr als 10 verschieden House of Blues Clubs in den USA. Der bekannte Musik- und Gastronomiebetrieb befand sich in der Heidelbergerstrasse 129. Das HOUSE OF BLUES teilte sich das Gebäude mit dem Tanzcafe Papillon.
1997 wurde der Club in Darmstadt gegründet. 2008 übernahm Ralf Bürkle das damals als Dart- und BillardClub betriebene HOUSE OF BLUES. Er legte den Schwerpunkt auf das musikalische Programm und machte das HOUSE OF BLUES in kurzer Zeit zu einem der wichtigsten Live-Clubs der Stadt.

Traditionell war das Ambiente, wie es sich für einen echten Club gehört, die Einrichtung in dunklem Holz gehalten, die Beleuchtung warm, die Atmosphäre intim und gemütlich. Als einer der ganz wenigen Live-Clubs bot das HOUSE OF BLUES seinen Gästen den Service, sich die Getränke nicht an der Bar holen zu müssen. Selbst bei ausverkauften Konzerten in dem mehr als 100 Personen fassenden Club schlängelte sich die Kellnerinnen durch die Menge und servieren den Besuchern neben einer Auswahl guter Weine und diverser Biersorten auch Cocktails und Speisen.

Programm Ende 2009


Die LIVE-MUSIC ist das Herz des HOUSE OF BLUES. Solo-Künstler und Bands, international bekannte Größen, Lokalmatadore wie Newcomer suchen in der gemütlichen Atmosphäre den direkten Kontakt zum Publikum. Und viele von ihnen kehrten immer wieder gern auf die HOUSE OF BLUES Bühne und auch als Gast in den Club zurück. Mit wöchentlichen Jam-Session konnten sowohl Musiker als auch Zuhörer an diesen Abenden die Kreativität und Spontanität der lokalen Musikszene im HOUSE OF BLUES erleben. An den Karaoke-Abenden konnte dann ein jeder seine Stimme auf der HOUSE OF BLUES Bühne individuell darbieten.

Das House of Blues hat seine Pforten ungefähr im Sommer 2012 geschlossen. Wer weiß mehr zu erzählen und hat noch Fotos?

Donnersbergring 86: Ehemalige Gaststätte „12 Apostel“ (kurzzeitig auch „African Spirit“ und „El-Charm“)

Einige Gaststätten verschwinden so nachhaltig von der Bildfläche, als hätten sie nie existiert. Die ehemalige Gaststätte „12 Apostel“, die sich später noch zu „African Spirit“ und „El-Charm“ (syrisch-libanesisch) wandelte, gehört in diese Kategorie. Auf dem Foto handelt es sich um den linken Teil, der jetzt in eine Wohnung umgewandelt ist. Früher war hier eine Gaststätte mit großer Kegelbahn im Untergeschoss. Im Ladengeschäft nebenan residierte lange Zeit ein kleiner Edeka, dann mal ein Bäcker, später der Schädlingsbekämpfer Kleinlogl, aktuell der Druck-Service. Das „12 Apostel“ war als typische Quartier-Kneipe bekannt und beliebt, es werden bis heute noch Überlieferungen erzählt. Wer hat noch Fotos und Geschichten? Bitte melden!

Donnersbergring 38: Ehemaliges Restaurant „La Java“

Johannes Breckner schreibt in einer Gastro-Kritik im Darmstädter Echo: Wer vom Süden in die Stadt fährt, kann ein kurioses Dokument der Gastronomiegeschichte besichtigen. Beim Hotel Donnersberg hängt immer noch das Schild „La Java – Französische Küche“, welches hier im Jahr 2000 eröffnete. Im Jahr 2003 folgte der Umzug der umtriebigen Wirtin Marianne Henry-Perret mit ihrem Restaurant in den Pädagogkeller. Dort hielt es sie nicht sehr lange, obwohl der Keller eine schöne Bühne bot, die zugleich Nachwuchstalenten offenstand. 2006 folgte der Neubeginn, wieder in Bessungen, diesmal aber im Jagdhof-Areal und unter dem Namen Belleville. Das ist der französische Stadtteil, der wie Bessungen erst spät eingemeindet wurde und in dem Marianne aufwuchs. Von dort hatte sie auch den Namen „La Java“ mitgebracht – so hieß eine Musikbühne, auf der Größen wie Django Reinhardt ihre Karriere begonnen haben. Auch an diese Tradition lässt sich in Bessungen anknüpfen, denn Henry-Perret und Klaus Rohmig betreiben neben dem „Belleville“ auch den Jagdhofkeller, den sie zur Heimat unterschiedlicher musikalischer Stilrichtungen und neuerdings auch der jungen Comedy-Szene gemacht haben.
Im „Belleville“ aber steht die französische Küche im Mittelpunkt – nicht, um der geschniegelten Welt der Sterneköche nachzueifern, sondern um mit der eher bodenständige Ausgabe traditioneller Gerichte jenes Gefühl von kulinarischer Gemütlichkeit zu vermitteln, die nicht nur den Magen füllt, sondern auch das Herz wärmt. Das Hotel Donnersberg nutzt die Räume nunmehr selbst, aber nicht mehr als Gaststätte.

Heidelberger Str. 37: Ehemalige Gaststätte Delphi

Darmstadt – was ist mit Deinen griechischen Restaurants los? Das Restaurant Delphi ist dauerhaft geschlossen, es wird zu Wohnungen umgebaut. Ein paar Meter weiter in der Goethestr. 46 ist das ehemalige griechische Restaurant Thessaloniki seit ca. 2 Jahren einem äthiopischen Restaurant gewichen. Drei Blocks weiter am DGB-Haus ist der Grieche auch schon länger Geschichte. Wir sagen DANKE für viele Jahrzehnte Gastfreundschaft.

Gross-Gerauer-Weg 50: Ehemaliges „Kentucky Fried Chicken“ Restaurant (davor: Gaststätte Hauser)

Wer kann sich noch an das ehemalige Kentucky-Fried-Chicken Restaurant im Gross-Gerauer-Weg 50 erinnern? Heute ist hier im selben Gebäude der Haushaltsgeräteservice Jentsch beheimatet. Über Jahrzehnte war das Kentucky im Umkreis der einzige Fast-Food-Anbieter, mindestens zu 50% mit Kundschaft der amerikanischen Kasernen in der Eschollbrücker Strasse. Mit deren Abzug in den 90er Jahren endete wenige Jahre später auch die Kentucky-Ära: Zu wenig Kundschaft. Vor dem Kentucky war hier die Gaststätte „Hauser“, die nach Erzählungen für die „beste gegrillte Leber“ bekannt war. Wer weiß noch mehr und hat Fotos?

„Eschollbrücker Eck“Gaststätte „Maibaum“Keller-Gaststätte „Mexicana“ vor dem bunten Nold-Hochhaus

Gerne würden wir noch die Geschichte der ehemaligen Gaststätten „Eschollbrücker Eck“ in der Heidelberger Straße 15, der Gaststätte „Maibaum“ in der Eschollbrücker Straße 9 (heute Friseur) und der Keller-Gaststätte „Mexicana“ vor dem bunten Nold-Hochhaus (vorher: Gaststätte Zink), Eschollbrücker Straße 2 bzw. 4 (Eingang ist zugeschüttet, jetzt ist ein Platz darüber) erzählen. Wer weiß mehr und hat vielleicht noch Fotos?

Grundsätzlich sind wir immer auf der Suche nach Fotos aus Gaststätten, Trinkhallen oder Kiosken in Darmstadt-West und Bessungen. Wenn sie uns helfen können: kontakt@postsiedlung.de

Selbstverständlich wird unsere kleine Reise an Orte untergegangener Gaststätten fortgesetzt: Das nächste Mal geht es in die Heimstättensiedlung…

Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.