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Biotop: Tiere im Postsiedlungs-Biotop (Teil 10) – Die Hautflügler im Winter

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von Jan Becker: Es ist Winter. Viele Leser*innen kuscheln sich im Moment bestimmt gerne mit einer Tasse warmen Tee auf der Couch in eine Decke ein; die Heizung ist dabei natürlich eingeschaltet.

Wie verbringen aber die Tiere in unserem Biotop und in der Postsiedlung allgemein den Winter, die nicht in den Genuss eines solchen Komforts kommen? Das möchten wir Euch in dieser kleinen Serie näherbringen, diese Woche zum Abschluss wie versprochen die Hautflügler.

Die Hautflügler bilden nicht nur die häufigste Ordnung (Klassifizierungseinheit d. Biologie) im Biotop und eine der häufigsten weltweit, sondern wie ich finde, auch die Spannendste.

Einige Hautflügler haben die seltene Fähigkeit, Staaten zu bilden (Ameisen, einige Wespenarten, Hummeln und die Honigbiene), andere, die solitär (einzeln) leben haben häufig sehr interessante Lebensweisen, die ich hier nur anreißen werde. Im Frühjahr und Sommer werde ich dann etliche Arten genauer vorstellen 😉

Töpferwespe

Die staatenbildenden Insekten besitzen immer eine befruchtete Königin, die Arbeiterinnen und andere für den Staat und die Fortpflanzung wichtige Individuen „produziert“. Je nach Art gibt es hier verschiedene Lebensspannen der Königinnen.

So leben die Königinnen der staatenbildenden Faltenwespen (die wir allgemein hin als Wespen bezeichnen) nur ein Jahr. Die alte Wespenkönigin produziert im Spätsommer bzw. Frühherbst, wie eigentlich alle staatenbildenden Insekten, potenzielle Jungköniginnen und Drohnen zu deren Begattung.

Gemeine Wespe

Danach stirbt die alte Königin und mit ihr das gesamte Volk. Die Jungköniginnen überwintern, um im nächsten Jahr einen neuen Staat zu gründen. Auch bei den Hummeln überwintern nur die künftigen Königinnen, der Rest des Volks, inklusive der alten Königin, stirbt im Herbst.

Gemeine Wespe

Staaten von Honigbienen dagegen sind mehrjährig, obwohl auch hier jährlich eine neue Generation gebildet wird. Imker entfernen jedoch zumeist die Waben der potenziellen neuen Königinnen, um ein Ausschwärmen und somit die Teilung des Bienenvolks zu verhindern.

Das gesamte Volk überwintert und bildet als Wärmeschutz ab ca. 12 °C eine Traube. Dabei ernährt es sich über den Winter von einem Teil des im Sommer gesammelten Honigs.

Knotenameisen

Ameisen überwintern ebenfalls in Volkstärke in sogenannten Winternestern und kommen im Frühjahr zur Nahrungssuche wieder zum Vorschein. Neben den staatenbildenden Hautflüglern gibt es noch unzählige weitere Bienen- und Wespenarten, die nicht in Staaten zusammenleben. Bei den solitären Bienen und Wespen überwintern zumeist die Larven. Hier gibt es jedoch Unterschiede in den Orten, an denen die Überwinterungen stattfinden.

Mörtel- und Blattschneidebienen
Ackerhummel

Einige Bienen- und Wespenarten legen ihre Eier in Totholz, unter die Baumrinde oder in Hohlräume, z.B. in unserer Totholzhecke, oder in Mauerritzen. Andere Arten, wie die Töpferwespen, oder die eingeschleppte Orientalische Mörtelwespe bauen aus Sand bzw. Lehm und Speichel eigene Röhren, in denen sich der Nachwuchs entwickelt. Auch die Mörtelbienen verfolgen diesen Ansatz.

Mörtel- und Blattschneidebienen

Die nahe mit den Mörtelbienen verwandten Blattschneidebienen nutzen zwar vorhandene Hohlräume, je nach Art in Holz oder zwischen Steinen oder aber im Boden, kleiden diese jedoch zum besseren Schutz der Larven noch mit selbst geernteten Blättern aus (daher der Name).

Einer der Hauptgründe, warum unser Biotop so eine hohe Artenvielfalt besitzt und entsprechend ökologisch wertvoll ist, liegt in seinem sandigen Boden. Dieser bietet vielen Grabwespen, oder anderen grabenden Wespen, wie z.B. den Sandwespen, einen idealen Untergrund zum Nestbau. Auch etliche unserer Wildbienen graben Erdnester.

Bienenwolf

Die Grabwespen graben ihre Nester dabei sehr tief in den lockeren Sandboden, mindestens 70 bis 80 cm tief, um den Nachwuchs vor Bodenfrost zu schützen. Der Bienenwolf, der als Nahrung für seinen Nachwuchs Honigbienen jagt und diese in die Nester einträgt, gräbt diese sogar bis zu 1,5 m tief in den Boden.

Bienenwolf

Damit endet unsere kleine Winterserie für dieses Jahr. Ich hoffe ich konnte euch wieder ein paar spannende Einblicke in das Leben in unserem Biotop geben 😊

Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.