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Biotop: Tiere im Postsiedlungs-Biotop (Teil 5) – Die Grüne Ameisenzikade

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von Jan Becker: Sehr selten, stark gefährdet und wenig erforscht – die Grüne Ameisenzikade ist das wohl mysteriöseste Tier in unserem Biotop.

Zikaden sind Pflanzenfresser, z.T. sehr bunt oder bizarr geformt und werden in ihrer Gesamtheit immer seltener. Nach der roten Liste der Zikaden von 2015 sind mittlerweile etwas mehr als ein Drittel der Zikadenarten in Deutschland als akut gefährdet eingestuft.

Das liegt besonders daran, dass den Zikaden, wie so vielen anderen Tier-Gruppen auch, immer mehr Lebensraum verloren geht. Zu ihren wichtigsten Lebensräumen gehören z.B. Streuobstwiesen oder Weideflächen und Wildwiesen. Außerdem werden Zikaden in landwirtschaftlich genutzten Flächen, wie andere Insekten auch, durch Pestizide bekämpft. Dabei sind Zikaden ein wichtiger Teil der Nahrungskette und werden z.B. durch verschiedene Wespen-Arten bejagt, dazu aber mehr in einem anderen Beitrag.

Einige Zikaden haben sehr interessante Entwicklungs- oder Lebenszyklen, so auch die Grüne Ameisenzikade. Wie der Name vielleicht erahnen lässt, entwickeln sich Ameisenzikaden in den Nestern von Ameisen.

Dazu begibt sich ein befruchtetes Weibchen in das Ameisennest und legt dort ihre Eier zur Brut der Ameisen. Die Larven werden von den Ameisen akzeptiert und umsorgt wie der eigene Nachwuchs. Man spricht bei einem solchen Verhalten wie dem der Zikadenlarven vom sogenannten „schmarotzen“.

Für diese Fortpflanzungsstrategie müssen die Zikaden sehr gut an ihre Wirte angepasst sein, weshalb eine Art von Ameisenzikaden zumeist nur eine Ameisenart als Wirt hat.

Ameisen nehmen ihre Umwelt am stärksten über den Duft war, deshalb müssen sich sowohl die Zikaden-Mütter bei der Eiablage als auch die Zikadenlarven mit dem Duft der Wirtart tarnen oder zumindest ihren eigenen Körpergeruch kaschieren, um nicht als Eindringling erkannt zu werden. Man könnte also sagen, die Zikaden tragen eine Art von „Ameisenparfüm“.

Aufgrund ihrer Art der Entwicklung können also nur ausgewachsene Ameisenzikaden ohne weiteres beobachtet werden und auch diese leben zumeist sehr versteckt. Die sowieso schon seltenen Funde der Grünen Ameisenzikade haben in den letzten Jahrzehnten stetig weiter abgenommen, sodass sie in der roten Liste als „stark gefährdet“ eingestuft ist, eine Stufe vor „vom Aussterben bedroht“.

Da diese Zikadenart schon immer selten war, aufgrund ihrer Lebensweise zusätzlich noch seltener beobachtet werden kann und Zikaden nicht immer im Mittelpunkt des Forschungsinteresses standen, weiß man bei der Grünen Ameisenzikade nicht, bei welcher Ameisenart ihre Larven schmarotzen, geschweige denn, ob es dafür spezielle Bedingungen braucht. Ihre Entwicklung bleibt also vorerst ein Mysterium, was ihren Schutz zusätzlich erschwert, da z.B. keine Maßnahmen zum Schutz der Wirtameisen getroffen werden können.

Wir freuen uns, einem so seltenen, wie gleichermaßen mysteriösem Tier mit unserem Biotop ein Zuhause geben zu können, auch wenn wir nicht genau wissen, welchen Umständen wir dies zu verdanken haben.

Auch nächste Woche gibt es wieder einen neuen Beitrag aus dem Biotop, bleibt also gespannt! 😊

Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.