von Harald Rühl – Nicht nur seltene Insekten hat unser Biotop zu bieten. Einer der häufigen Bewohner ist die Gemeine Feuerwanze.
Nein – „Gemein“ ist diese in großer Menge im Biotop vorkommende Wanzenart nicht. Der Namenszusatz „gemein” leitet sich von „allgemein” oder “gewöhnlich” ab.
Die etwa 9-13 mm große Feuerwanze, im Volksmund auch als „Schuster- oder Feuerkäfer bezeichnet, also irrtümlich für einen Käfer gehalten, taucht insbesondere bei Sonnenschein in großen Mengen, oft an Lindenstämmen, auf.
Die Tiere mit ihrer entfernt an eine afrikanische Stammesmaske erinnernde Färbung besitzen keine Beißwerkzeuge, sondern nehmen ihre Nahrung in flüssiger Form durch einen Stechrüssel, dem Rostrum, zu sich. Das Rostrum besteht aus zwei Röhrchen. Durch eines leiten sie Verdauungssaft in die Nahrung, bevorzugt in totes Tier- und Pflanzenmaterial. Der Verdauungssaft löst die Nahrung zu einem Brei und wird durch das zweite Röhrchen aufgesaugt.
Die Feuerwanzen verfügen zwar über rudimentäre Flügel, diese sind aber verkümmert, sodass sie sich völlig auf ihre sechs Beine verlassen müssen. Nach der Paarung legen die weiblichen Tiere Eier, aus denen die Jungwanzen in der sogenannten Nymphenform schlüpfen. Anschließend durchlaufen sie fünf Entwicklungsstadien, an deren Ende jeweils eine Häutung steht. Junge Feuerwanzen erkennt man daran, dass sie noch nicht über die auffällige Färbung verfügen – sie wird erst im letzten Entwicklungsstadium sichtbar.
Im Frühjahr kommen die Feuerwanzen in großer Zahl aus ihren Bodenhöhlen, in denen sie überwintert haben. Sie sitzen dann in großen Gruppen in der Sonne, wärmen sich nach der langen Winterpause auf und bringen damit ihren Stoffwechsel wieder in Gang.
Der Grund für die großen Ansammlungen sind Pheromone. Wanzen kommunizieren stark über Duftstoffe, die wir Menschen als übelriechend wahrnehmen. Sie halten die Gruppe an Schlaf- oder Futterplätzen zusammen. Wenn die Wanzen hingegen ihr Warnsekret absondern, krabbeln die Insekten in Sekundenschnelle auseinander.
Die Feuerwanzen sind weder giftig noch schädlich und stellen keinerlei Schaden im Garten an Dafür vertilgen sie tote Insekten und abgestorbene Pflanzenreste. Damit tragen sie zur Abfallbekämpfung bei.
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