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Erfolgreicher Quartiersspaziergang zum Aktionstag der Aktion Mensch: Was be-hindert uns in der Postsiedlung?

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Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, Freundinnen und Freunde des Quartierladens,

die Witterungsbedingungen waren an einem 04. Mai schon einmal besser: 4 Grad Außentemperatur und permanenter Regen machten unsere Mission zum Aktionstag für die Rechte von Menschen mit Handicap ein klein wenig schwierig: Dennoch trotzen knapp 10 Aktive dem Wetter und machten sich zu einem in jeder Hinsicht spannenden und erkenntnisreichen Spaziergang im Quartier auf den Weg.

Eingang zum Südbahnhof Darmstadt mit Stufe
Unüberwindbares Hindernis: Erste Treppen zum Zwischenbahnsteig
Im Dialog: Expertenaustausch zum Thema Blindenleitstreifen

Mit dabei waren wichtige Experten:

Zwei RollifahrerInnen, die aus erster Hand ihre Barrieren im Alltag aufzeigen konnten, ein Aktiver mit starker Sehbeeinträchtigung, der in glasklarer Sprache die oftmalige Nichberücksichtigung dieser gar nicht einmal so kleinen Bevölkerungsgruppe auf den Punkt brachte, der Beauftragte für barrierefreies Bauen der Stadt Darmstadt vom CBF und eine Beraterin von der EUTB Darmstadt (Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatungsstelle Darmstadt), unsere Videoexpertin und Filmemacherin für den geplanten Clip über den Quartierspaziergang sowie Aktive des Vereins Zusammen in der Postsiedlung e.V. als OrganisatorInnen und Experten für die Belange des Quartiers.

Film ab: Unser Film zu Barrieren im Quartier entsteht.
Ist die sogenannte barrierefreie Haltestelle für Rollifahrer wirklich eine Hilfe? Wir erfahren: Nur teilweise – es fehlen 12cm und der Busfahrer muss gut an die Haltestelle anfahren.

Regenbedingt leider nicht an Bord waren mehrere Stammgäste unseres SeniorInnen-Mittagstischs, die mit ihrem Rollator leider ziemlich naß geworden wären. Ebenso die Bewohner unserer Quartier-Wohngruppe von geistig behinderten Menschen, die sich wegen Kälte und Wetter dafür entschieden im Trockenen zu bleiben. Schade – aber auch verständlich

(Archiv-Bild)
Gut! – Blindenleitstreifen am Südbahhof Darmstadt
Gut! Akkustische Ampelanlage.

Wir starteten am für das Quartier wichtigen Nahverkehrskreuz Südbahnhof. Von hier fahren Züge Richtung Frankfurt oder Mannheim, aber auch nach Darmstadt-Eberstadt oder ins benachbarte Pfungstadt. Der Bahnhof präsentiert sich seit vielen Jahren in einem heruntergekommenen Zustand. Zusätzlich steckt er voller Barrieren: Ob Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen oder schwerer Koffer: Der Südbahnhof ist ein unüberwindbares Hindernis.

Mist! Autofahrer ohne Achtsamkeit.
Realitätscheck vorm Südbahnhof
… und das Ergebnis…

Besser der Zustand bezüglich der Blindenleitstreifen vor dem Südbahnhof: Hier findet laut unserem Experten eine sehr gute Wegeführung statt, ergänzt durch eine akkustische Ampelanlage. Doch allen Bemühungen zum Trotz sind es mal wieder uneinsichtige Autofahrer, welche die Wege zuparken. Gleich mehrere Fahrzeuge sind falsch geparkt und versperren wichtige Wege. Wenn die Kommunalpolizei hier nicht stärker durchgreift, was sie seit Jahren leider nicht tut, werden diese kleinen Errungenschaften für Menschen mit Handicap nur gut gemeinte Kulisse.

Ärgerlich!
…oder nur noch eine Unverschämtheit!

Ein ähnliches Bild bei den sog. barrierefreien Haltestellen der HEAG Mobilo. Wir erfahren von unseren Experten, dass die Höhe der Haltestellen leider nicht ausreicht, um eigenständig mit dem Rolli ein- oder auszusteigen. Es fehlen 12 Zentimeter. Und oftmals fahren die BusfahrerInnen nicht richtig an die Haltestelle heran. Ergebnis: Es muss wieder nach der Rampe des Busses gefragt werden – Autonomie des Betroffenen: Adé!

Kein Weg zum Zahnarzt…
Hier wäre Platz für einen Hublift für beide Praxen zusammen…

Doch wie schaut die Teilhabe an der medizinischen Versorgung aus?

Leider nicht gut: Kein Weg führt in die Zahlarztpraxis des Viertels oder zum benachbarten Psychotherapeuten…

Keine Brötchen bei Bormuth ohne Treppen… (Archiv-Bild)
… Platz für eine Rampe wäre vorhanden…
Ratschlag: Wie können wir hier Veränderungen anschieben?

Kein besseres Bild beim größten Bäcker Darmstadts, der Firma Bormuth: Die Quartier-Filiale ist von beiden Seiten nur über vier Stufen zu erreichen. Eine Kundin von Bormuth sieht uns mit den Rollis und beschwert sich umgehend in der Filiale, dass wir hier nicht reinkönnen. Danke für die Unterstützung!

Eingang zum Ingelheimer Park…
Leider nicht barrierefrei…
Ergänzungsvorschlag: Nicht für Hunde und für RollstuhlfahrerInnen

Erst einmal zur Entspannung in den Ingelheimer Park im Viertel?

Leider ohne unsere Rollstuhlfahrer. Der Eingang des Parks hat eine vollkommen unnötige Treppenstufe. Warum?

(Archiv-Bild)

Zum Mittagessen einen leckeren Flammkuchen im Flambee? Leider liegen hier über 10 Treppenstufen dazwischen. Es existiert kein barrierefreier Eingang.

Auf dem Weg zurück in den Quartierladen wird uns eine ganz häufige Alltags-Barriere offensichtlich: Die hohen Bordsteine im Viertel. Unser Quartierladen ist von dieser Barriere umgeben, was auch bei den Rollatoren beim Senioren-Mittagstisch immer wieder zu großen Problemem führt. An dieses Thema müssen wir auch ran!

Selbstkritik: Ist unser Quartierladen denn barrierefrei erreichbar? Zu unserem Kummer leider nicht, es gibt eine Schwelle am Eingang und im hinteren Teil des Ladens eine weitere Stufe. Das werden wir ändern.

Nach knapp zweieinhalb Stunden Quartierspaziergang ging es zurück in den warmen und gemütlichen Quartierladen: Dank der Förderung der Aktion Mensch wurden alle Aktiven zu Pizza und Bio-Limonade eingeladen. Gemeinsam wurde das Erlebte reflektiert und noch einige Interviews für unser Filmprojekt aufgenommen. Ganz klar ist: Das war der Auftakt für eine kontinuirliche Beschäftigung mit diesem Thema.

Denn allen ist ganz klar: Wir lassen uns in der Postsiedlung nicht be – hindern!

Mehr zum bundesweiten Aktionstag bei der Aktion Mensch unter:

https://www.aktion-mensch.de/aktionstag-5-mai/aktionstag-2019.html