von Jan Becker: Die nächsten beiden Wochen möchte ich mich in dieser Serie der spannenden Familie der Grabwespen widmen.
Erwachsene Grabwespen ernähren sich wie z.B. Bienen auch, von Nektar bzw. Pollen. Deshalb sind beide Geschlechter auch regelmäßig an Blüten anzutreffen.
Der Nachwuchs benötigt für seine Entwicklung jedoch zwingend Protein. Deshalb gehen die weiblichen Grabwespen auf die Jagd nach anderen Insekten. Dabei sind sie hochspezialisiert auf zumeist nur eine Familie, Gattung, oder Art. Erbeutet werden je nach Grabwespenart z.B. Fliegen, Rüsselkäfer, Schmetterlinge/Raupen, Zikaden, Sichelwanzen oder sogar Bienen. Die Weibchen bringen die erbeuteten Tiere in Nester ein, die sich zumeist im Boden, aber bei manchen Arten auch in morschem Holz oder Pflanzenstängeln befinden. Dort legen sie ihre Eier an die gelähmte Beute. Durch ihre Jagd sind die Grabwespen ein wichtiger Regulator im Ökosystem, da sie eine übermäßige Ausbreitung einer einzigen Art oder Artenfamilie verhindern.
Im ersten Teil stelle ich ein paar der etwas größeren, schwarz-gelb gefärbten Arten aus unserem Biotop vor.
Knotenwespen (Gattung Cerceris) kommen in unserem Biotop mit mindestens drei Arten vor. Zwei davon möchte ich hier exemplarisch vorstellen.
Zum einen ist hier die Sandknotenwespe (Cerceris arenaria) zu nennen. Die Weibchen dieser Wespen jagen nur kleine Rüsselkäfer als Nahrung für ihren Nachwuchs. Da diese Art sehr ähnlich wie einige andere Knotenwespen gefärbt ist, die ebenfalls Rüsselkäfer jagen, ist diese Art nur sehr schwer bestimmbar.
Etwas leichter zu bestimmen ist die Bienenjagende Knotenwespe (Cerceris rybyensis). Wie der Name bereits verrät, bejagen die Weibchen kleinere Wildbienen, hauptsächlich Schmal- oder Furchenbienen, aber z.B. auch kleinere Sandbienen.
Die Bienen werden beim Blütenbesuch überwältigt, indem sie mit den Mundwerkzeugen (Mandibeln) am Hals gepackt wird und dann mit einem Stich gelähmt wird. Anschließend wird die erbeutete Biene mit den Beinen festgehalten und fliegend zum Nest transportiert.
Eine weitere Gattung innerhalb der Grabwespen stellt Lestica mit drei Arten in Deutschland dar. Diese bejagen Kleinschmetterlinge, welche in zu großer Zahl oftmals als Pflanzenschädlinge auftreten.
Im Biotop konnte bereits mehrfach die Kleine Silbermundwespe (Lestica clypeata) beobachtet werden. Diese Art ist eine der Grabwespen, die ihre Nester nicht im Boden anlegt. Die Weibchen nutzen stattdessen verlassene Grabgänge von Käferlarven in Totholz, von dem es bei uns im Biotop glücklicherweise auch genug gibt.
Die Gattung Ectemnius ist nahe verwandt mit der eben vorgestellten Gattung Lestica. Auch hier sehen sich die Arten sehr ähnlich, was eine weitere Bestimmung nur anhand von Fotos sehr schwierig macht. Die Weibchen dieser Gattung jagen Fliegen für den Nachwuchs.
Auch die einzelnen Arten der Gattung Gorytes sind sehr schwer voneinander zu unterscheiden. Die Weibchen dieser Gattung jagen verschiedene Arten von Schaumzikaden, wobei sie die Jungzikaden direkt aus deren Schaumnestern entfernen.
Zu guter Letzt möchte ich euch den Bienenwolf nicht vorenthalten. Diese Grabwespe macht ihrem Namen nämlich alle Ehre, da die Weibchen ausschließlich Honigbienen für den Nachwuchs jagen. Diese werden an den Blüten überwältigt und dann im Flug zum Nest transportiert. Für die Entwicklung eines Weibchens werden 3-5 Honigbienen benötigt, für die deutlich kleineren Männchen 1-2 Honigbienen. Auch die Weibchen dieser Art legen ihre Nester in sandigem Boden an.
=> Nächste Woche folgt dann der zweite Teil 🙂
Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.