Taten statt Warten: Unter diesem Motto haben heute engagierte Bürgerinnen und Bürger aus dem Quartier in und um die Postsiedlung mit dem Wiederaufbau des historischen Akaziengartens zwischen Eschollbrücker Strasse und Schepp Allee begonnen.
“Da der zuständige Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) nunmehr seit weit über 10 Jahren seine Inkompetenz für die Pflege und den Erhalt des historischen Parks nachhaltig unter Beweis gestellt hat, sind wir nun in eine neue Phase des Handelns von Anwohnerinnen und Anwohnern getreten”, so ein Sprecher der neuen Gruppe. Diese nennt sich etwas selbstironisch “Revolutionäre Akaziengarten Front”.
In einer Aktion am 1. Adventssonntag legten einige Mitglieder mit der Pflanzung von 10 hochwertigen Fliedersträuchern und 7 Bäumen den Grundstein für die Wiederherstellung eines historischen Rondells, welches aufgrund des nachhaltigen Nichts-Tuns des LBIH gar nicht mehr erkennbar war. Hierfür hatte sich die Gruppe in einer intensiven Aktionsvorbereitung mit der Historie des Parks und biodiversen Gesichtspunkten auseinandergesetzt.
Viele ältere Anwohnerinnen und Anwohner hatten vorab für die hochwertigen Pflanzen aus einer Baumschule gespendet, so dass ein stattlicher Geldbetrag zusammenkam. “Diese Aktion wird in ganzer Breite von der umliegenden Bevölkerung getragen, da in den letzten Jahren alle live und in Großaufnahme sehen konnten, was der LBIH für den Park tut: Nämlich so gut wie nichts”, so die Gruppe weiter.
Folgende Pflanzen haben seit heute ihre Heimat im Akaziengarten:
Flieder (Syringa vulgaris): Reich an Pollen. Da dieser sehr tief in der Blüte liegt, ist er eine Pflanze für Hummeln und Schmetterlinge mit einem langen Rüssel.
Mme. Lemoine: weiße Sorte – nur ‚vulgaris‘: lila Sorte
Denkmalgerecht: wurde schon bei Anlage des Parks vor 200 Jahren gepflanzt.
Schmetterlingsstrauch (Buddleja davidii, Buddleja alternifolia): Beliebte Nahrungspflanze für Schmetterlinge und andere Insekten, blüht relativ spät im Jahr, wenn viele andere Blütenpflanzen bereits verblüht sind. Ist teilweise umstritten, weil Neophyt (und kein Gehölz für die Entwicklung von Schmetterlingsraupen), man würde ihn jetzt nicht in ein Naturschutzgebiet pflanzen, in Gärten und Parks aber kein Problem.
davidii: Blüte Juli – September, weiße Sorte – alternifolia: besonders winterhart, blüht bereits im Juni, überhängender Wuchs, lila Sorte
Falscher Jasmin (Philadelphus coronarius): Einheimischer Strauch, traditionelles Bauerngartengehölz, stark duftend
Bienenfreundlich – wurde im Park früher schon gepflanzt – anspruchslos an den Boden, besonders geeignet für trockene Böden
Zusätzlich wurden 7 Bäume gemäß des historischen Bewuchses neu gepflanzt.
Die Aktion traf auf große Zustimmung der an diesem Nachmittag durch den Park spazierenden Bevölkerung. Einige boten spontan an, sich zu beteiligen und bei der nächsten Aktion auch Geld für neue Pflanzen spenden zu wollen. Wie schön!
Nach unserer Information hat es der LBIH durch grobes Unterlassen und interner Schlamperei auch für das Haushaltsjahr 2022 nicht hinbekommen, mehr Haushaltsmittel für einen strukturierten Wiederaufbau des Parks zu beantragen. In den beiden Jahren zuvor ist bereits die gleiche, angebliche “Panne”, passiert. Bedingt ist dies auch durch den Umstand, dass der Akaziengarten innerhalb des LBIH nicht in der zuständigen Fachabteilung für Schlösser und historische Gärten angesiedelt ist. Es fehlt den aktuell handelnden und ständig wechselnden LBIH-Mitarbeitenden schlichtweg an Fachkompetenz für diesen historischen Park.
“Die um den Park engagierten Bürgerinnen und Bürger sind es aber leid, sich weiterhin mit einer müden und anscheinend desinteressierten Verwaltung des LBIH herumzuschlagen”, so die AktivistInnen.
Daher schlägt die Gruppe in Abstimmung mit weiteren Akteuren vor, die Pflege des Akaziengartens in die Hände des seit fast 20 Jahren existierenden Vereins “Pro Akaziengarten e.V.” zu legen. Dieser Verein hat genügend Sachkompetenz und hochengagierte Mitglieder, die fachlich wie strukturell in der Lage sind, den Park wieder zu neuer Blüte zu bringen.
Konkret schlagen die AktivistInnen vor, ein jährliches Budget zu verhandeln, mit denen der Verein die anstehenden Aufgaben anpacken könnte. Eine halbe Planungs-/ Koordinierungsstelle + Mittel für die Pflegearbeiten würden bereits ausreichen. Es geht hier nicht um wahnsinnige Summen. Es geht um Engagement und den konkreten Willen, die Situation im Park ins Positive zu wenden. Unsere bürgerschaftliche Aktion will heute und zukünftig hierzu Steine ins Rollen bringen.
Daher enden wir nach Paulchen Panther: “Heute ist nicht alle Tage; wir kommen wieder, keine Frage.”
Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.