Im Quartier in und um die Postsiedlung werden seit Jahren mit großem Tempo Neubau-Wohnungen errichtet. Wir haben nunmehr einmal recherchiert, wer hier was eigentlich baut, welche Preise hierfür aufgerufen werden und wie die Realität in den Neubaukomplexen konkret aussieht. In einer unregelmäßigen Serie auf diesem Blog möchten wir hierzu Erkenntnisse vorstellen. Und die Frage stellen, was diese Entwicklung sozialpolitisch bedeutet.
Heute: Die sog. Verlegerhöfe auf dem ehemaligen Gelände von Redaktion und Druckerei des Darmstädter Echo
Hohe Baudichte, wenig Grün, viele Menschen und sehr teuer: Das könnte die Kurzzusammenfassung des in Makler-Deutsch “Verlegerhöfe” genannten Projektes in der Holzhofalle und Schöfferstraße sein, am Rande unseres Quartiers gelegen.
Die deutschlandweit agierende Müller Merkle Immobilien -Gruppe schreibt zu sich auf ihrer Homepage:
“Müller Merkle Immobilien steht für Immobilienvermittlung der nächsten Generation. Als junges Unternehmen sind wir Vorreiter dieser neuen Art des Immobilien-Full-Service. Von der Marktanalyse, über das Immobilienmarketing bis hin zur Vermittlung. Wir begleiten nicht nur Projekte, wir begleiten unsere Kunden – professionell und vertrauensvoll. Egal, wo sich eine Immobilie befindet: Wir agieren deutschlandweit projektorientiert und flexibel.“
Das Ergebnis dieser Arbeiten kann man unter https://mueller-merkle.de/referenzen/ begutachten. Ist es Ihnen auch aufgefallen? Die Ähnlichkeit der Wohnobjekte von Aachen, Berlin oder Tübingen ist frappierend…
Frappierend sind auch die Mieten, die in diesen acht Wohnblöcken aufgerufen werden:
So wird für eine 1-Zimmer-Wohnung mit 39,75 Quadratmeter Fläche eine Monatsmiete von 1025,- Euro aufgerufen. Das sind knapp 26,- Euro pro Quadratmeter Wohnfläche!
Im Darmstädter Mietspiegel wird für diese Wohnungsgröße bei einer 1-Zimmer-Wohnung eine “durchschnittliche Nettomiete” von 9,85 Euro pro Quadratmeter angegeben. Eine bemerkenswerte Differenz.
Mutmaßlich wird mit diesem Objekt sehr, sehr viel Geld verdient…
Leider konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen, wie teuer die 3- oder 4-Zimmer Wohnungen in diesem Objekt sind, freuen uns aber über Hinweise unter kontakt@postsiedlung.de
Experten sprechen von einer “Überlastungsgrenze” von Mieterinnen und Mietern, wenn pro Monat mehr als 30% des zur Verfügung stehenden Nettoeinkommens für die Miete aufgewendet werden muss. Nach einer aktuellen und großangelegten bundesweiten Studie der Berliner Humboldt-Universität (siehe Darmstädter Echo vom 16. und 17.06.2021), zahlt bereits jetzt die Mehrheit der Darmstädterinnen und Darmstädter, nämlich 58,7% der Mietenden, über 30%.
Satte 37,9% – also über ein Drittel – der Miethaushalte müssen über 40% ihres Netto-Einkommens aufwenden, über ein Fünftel, nämlich 20,9%, sogar die Hälfte des ihnen monatlich zur Verfügung stehenden Geldes. Arbeiten gehen, damit man eine Bleibe hat: So wird ein Grundrecht immer stärker zum Lebensinhalt….
… wollen wir dieser Entwicklung weiter zusehen?
In den nächsten Beiträgen sehen wir uns weitere Neubauten im Quartier an und werfen einen Blick auf die derzeitigen durchschnittlichen Löhne und Gehälter, sowie die Rente. Muss man unser Quartier in und um die Postsiedlung im Alter verlassen, weil man sich die Miete nicht mehr leisten kann? Es gibt Menschen im Quartier, die selbst behaupten, perspektivisch vor einer solchen Frage zu stehen. Wir schauen genau hin…
Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.