Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Nachbarn, sehr geehrte Damen und Herren,
wie wir bereits in unserer Aktion zum Thema Barrieren in der Postsiedlung am 04. Mai 2019 mit Unterstützung der Aktion Mensch aufgezeigt haben (siehe Berichte auf diesem Blog), gibt es in der Postsiedlung nach wie vor viele bauliche Barrieren, die Menschen mit Rolllator oder Rollstuhl im Alltag das Leben beschwerlich machen. Das wollen wir ändern!
In unserer Beschäftigung mit dem Thema Barrieren sind wir aber recht schnell auf eine Barriere gestoßen, die aus unserer Sicht öffentlich wenig debattiert wird und im Alltag nahezu unsichtbar ist: Die finanzielle Barriere.
Wir haben bei einigen Besuchern bei unserem SeniorInnen-Mittagstisch oder dem Freitagscafé festgestellt, dass sie, obwohl es ihnen nach eigenem Bekunden bei uns gut gefällt und sie gerne den Quartierladen besuchen, trotzdem oft nur einmal im Monat bei uns vorbeikommen.
Nach einiger Zeit und vertraulichen Gesprächen wurde sehr schnell deutlich, dass selbst unsere günstigen Preise (große Tasse Bio-Kaffee 1,- Euro, Stück Kuchen 1,50 Euro usw.) für viele Menschen bereits einen großen Teil des Geldes ausmachen, die sie für den Tag zum Lebensmittelverbrauch (Frühstück, Mittagsessen, Abendessen) zur Verfügung haben.
Die Bewohnerinnen und Bewohner von stationären Wohnformen (zum Beispiel die NRD-Wohngruppe Binger Straße bei uns gegenüber), stehen im gesamten Monat nur knapp 100,- Euro für den freien Bedarf zur Verfügung. Da verwundert es nicht, wenn jeder Cent einzeln umgedreht werden muss.
Wir reden hier über Scham, gefürchtete Rückweisung, über Angst, die eigene prekäre Lage zu offenbaren und über sozialen Rückzug aufgrund dieser Lage.
Wir können die Bedingungen, wie diese Welt tickt, nicht im Ganzen verändern, aber wir können die Bedingungen für alle BesucherInnen im Quartierladen verändern: Solidarität findet Stadt!
Die finanzielle Barriere zum Besuch bei uns möchten wir gerne abbauen, daher unsere Idee:
Menschen ohne finanzielle Probleme, die bei uns im Freitagscafé oder Mittagstisch zu Gast sind, haben ab sofort die Möglichkeit, neben ihren eigenen Speisen auch einen Gutschein für Essen oder Getränke zu sponsern. Dieser wird dann an der Magnetwand neben der Theke des Quartierladen angebracht.
Wenn uns nun Menschen besuchen, die kein Geld haben, können sie ohne Scham einen / mehrere der Gutscheine abnehmen und damit zur Kasse gehen. Sie lösen dann das schon bezahlte Bier, Limo, Kaffee oder Tee, Kuchen oder Mittagstisch-Menü ein.
Die Pinnwand wurde bereits von einigen Spenderinnen und Spendern bestückt, es kann also losgehen!