von Jan Becker: Wie mittlerweile sicher weitestgehend bekannt ist, hat unser Biotop im Jahr 2020 den Preis „Wir tun was für Bienen“ der Initiative „Deutschland summt“ gewonnen. Das wir diesen Preis zurecht gewonnen haben möchten wir in der Serie „Bienen im Biotop“ zeigen. So konnten wir allein im März schon 18 verschiedene Bienenarten aus elf Gattungen im Biotop beobachten. Diese Woche stellen wir euch die neun noch fehlenden Arten vor.
Mauerbienen (Gattung Osmia)
Mauerbienen haben ihren Namen, wie so viele andere Gattungen auch, ihrer Nistweise zu verdanken. Die Weibchen der meisten Arten nisten nämlich in vorhandenen Hohlräumen (Löcher im Holz, Pflanzenstengeln, leeren Schneckenhäuser, etc.) und „mauern“ diese am Ende mit einem Gemisch aus Erde und Speichel zu, um den Nachwuchs zu schützen.
Im März konnten zwei verschiedene Arten der Mauerbienen beobachtet werden, wobei die zweite Art nicht eindeutig bestimmbar ist.
Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) verdankt ihren Namen den Auswüchsen auf der Stirn der Weibchen, die an kleine Hörner erinnern. Sie ist in etwa so groß wie eine Honigbiene und der Hinterleib der frisch geschlüpften Bienen ist dicht in intensivem orange behaart, was ihnen ein hummelähnliches Aussehen verschafft. Mit der Zeit verblasst die Färbung jedoch durch das Sonnenlicht zu einem fast gelblichem orange. Gehörnte Mauerbienen sind ausgesprochen polylektisch, bevorzugen aber die Blüten von Obstbäumen, sobald diese blühen. Im Siedlungsbereich sind sie sehr häufig anzutreffen, was nicht zuletzt daran liegt, dass diese Art sehr gerne Nisthilfen (Bienenhotels) annimmt.
Die zweite Art der Mauerbienen lässt sich, wie bereits erwähnt, nicht sicher bis zur Art bestimmen. Sicher ist jedoch, dass es sich bei diesem Individuum aufgrund der Färbung nicht um die Gehörnte Mauerbiene und aufgrund der grünen Augen um ein Männchen handelt. Die Expertenmeinungen schwanken zwischen der Goldenen Schneckenhausbiene und der Stahlblauen Mauerbiene.
Furchenbienen (Gattung Halictus)
Furchenbienen kommen in Deutschland mit mehreren Arten und weit verbreitet vor. Diese Arten anhand von Fotos zu bestimmen ist in den meisten Fällen jedoch sehr schwer, da sich die Arten untereinander ebenfalls oftmals sehr stark ähneln. Die meisten Furchenbienen graben, wie viele andere Wildbienen auch, Gänge und Hohlräume in den Sand, um dort ihre Nester anzulegen. Deshalb ist unser Biotop auch für die Furchenbienen sehr wertvoll.
Schmalbienen (Gattung Lasioglossum)
Schmalbienen sind eng verwandt mit den bereits vorgestellten Furchenbienen, in Deutschland noch artenreicher vertreten und noch schwerer voneinander zu unterscheiden, da es sich hier in der Regel um sehr kleine Bienen handelt. Vermutlich gibt es deshalb im Biotop mehrere verschiedene Arten, die für uns aber nicht zu unterscheiden sind. Auch die Schmalbienen nisten in der Regel in selbst in den Sand gegrabenen Nestern.
Sandbienen (Gattung Andrena)
Auch die Sandbienen verdanken ihren Namen, wie z.B. die letzte Woche vorgestellten Holzbienen, der Art und Weise, wie die Weibchen die Nester anlegen. Die Sandbienen profitieren demnach enorm von den sandigen Flächen im Biotop, da diese zum Nestbau benötigt werden.
Im März waren mindestens vier Sandbienenarten im Biotop unterwegs, von denen allerdings nur zwei bis zur Art bestimmbar sind. Die anderen beiden Arten sind jedoch durch deutliche Unterschiede in Größe und Aussehen eindeutig voneinander und gegenüber den anderen beiden Arten abgrenzbar. (s. Bilder oben).
Die Zweifarbige Sandbiene (Andrena bicolor) ist eine eher kleinere Sandbiene, die in Deutschland aktuell recht häufig vorkommt. Sie fliegt in zwei Generationen pro Jahr. Männchen und Weibchen sehen, besonders in der ersten Generation, stark unterschiedlich aus (Geschlechtsdimorphismus). Diese Art ist sehr anspruchslos, sowohl was ihre Nistplätze im Boden als auch, was die Nektarquellen angeht.
Die Weiden-Sandbiene (Andrena vaga) ist eine größere Sandbienenart, die wie der Name bereits sagt bei der Nahrungssuche auf Weiden-Arten spezialisiert (oligolektisch). Da wir zurzeit keine Weiden im Biotop haben müssen die Tiere eine gewisse Strecke zur Nahrungsaufnahme zurücklegen. Der sandige Boden, im Bereich der Böschung leicht geneigt, ist jedoch ein idealer Nistplatz für diese Art.
Wespenbienen (Gattung Nomada)
Die Wespenbienen erinnern in ihrem Aussehen tatsächlich stark an Wespen und können deshalb, besonders für Laien, auf den ersten Blick für Wespen gehalten werden. Doch besonders an den Augen kann man diese Bienen von Wespen unterscheiden. Wespenbienen sind, wie die letzte Woche vorgestellten Blutbienen ebenfalls Kuckucksbienen. Auch die Wespenbienen ähneln einander stark, was eine exakte Bestimmung anhand von Fotos auch hier schwerfällt. Bei der hier fotografierten Wespenbiene handelt es sich jedoch vermutlich um die Rothaarige Wespenbiene (Nomada lathburiana). Darauf deutet neben der rötlichen Behaarung auch der Umstand hin, dass diese Wespenbiene im Bereich der Kolonie der Weiden-Sandbiene fotografiert wurde und dort auch wiederholt angetroffen werden konnte. Die Weiden-Sandbiene ist in der Fachliteratur als der Hauptwirt der Rothaarigen Wespenbiene beschrieben.
Das war ein Überblick über die verschiedenen Bienenarten und -gattungen, die sich im Frühjahr in unserem Biotop beobachten lassen. Ich hoffe, die Beiträge haben euch gefallen!
Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.