Manchmal denken wir uns ehrlich gesagt: Potzblitz – irgendwie scheint unsere seit 10 Jahren gelebte solidarische Quartierarbeit mit ihren vielen Facetten dann doch ein wenig in die Landschaft zu strahlen. Vieles kommt dabei ganz unverhofft. So wie heute Vormittag. Geplant war ein fachlicher Quartierspaziergang mit der Generalsekretärin und Landtagsabgeordneten der hessischen SPD, Dr. Josefine Koebe. Mit dabei: Unser im Quartier lebender SPD-Landtagsabgeordneter Bijan Kaffenberger.
Wir freuten uns auf diesen Termin, da beide PolitikerInnen schon in der Vergangenheit ein authentisches Interesse an unserer solidarischen Quartierarbeit gezeigt hatten und dies nun in einem längeren Termin mit uns vertiefen wollten. Dann am Tag zuvor eine E-Mail: Es wird auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Dagmar Schmidt aus Wetzlar mit hinzukommen, da sie auch großes Interesse an unserem Verein hat. Prima, dachten wir uns.
Am heutigen Vormittag dann ein herzliches Aufeinandertreffen vor unserem Umsonstladen. In der kleinen Vorstellungsrunde zu Beginn wird uns dann klar, dass Frau Dagmar Schmidt die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion ist. Zudem seit über zehn Jahren Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales des Bundestags. Weiterhin ist sie Mitglied der in der nächsten Zeit in sozialpolitischen Fragen äußerst zentralen „Begleitgruppe zur Kommission zur Sozialstaatsreform“. Diese tritt immerhin mit dem Anspruch an, unseren Sozialstaat in zentralen Bereichen neu zu denken. Somit ist klar: Hier steht eine der versiertesten Sozialpolitikerinnen der SPD im Deutschen Bundestag. Und nimmt sich viel Zeit für unsere solidarische Quartierarbeit in Darmstadt-West und Alt-Bessungen.
Natürlich haben alle Teilnehmenden der Delegation Fragen mitgebracht. Wie haben wir unsere Quartierarbeit mit dieser Angebotsvielfalt entwickelt? Wie schaffen wir es, so viele Ehrenamtliche für die Mitarbeit zu begeistern? Haben wir wirklich nur eine einzige hauptamtliche Stelle? Welche Haltung haben wir zur Verfasstheit des jetzigen Sozialstaats aus dem Blickwinkel der Quartierarbeit? Welche Antworten kann man mit dem Blick aus dem Quartier vielleicht besser geben, als mit großen zentralen Organisationsformen?
Viele Fragen, zahlreiche Antworten. Es ergibt sich eine aus unserer Sicht sehr inspirierende Diskussion darüber, dass gar nicht so wenige derzeitige Lösungen für sozialpolitische Probleme mit dem Hintergrund eines gelebten solidarischen Quartier-Netzwerks in einer ganz anderen Qualität erbracht werden können. In einigen Bereichen ist es sogar ganz offensichtlich so, dass der Einsatz von großen Summen an Steuergeld nicht zu großen und großartigen Ergebnissen führen. Viel Geld ergibt eben nicht gleich optimale Ergebnisse aus Sicht der betroffenen Ratsuchenden.
Doch wie kann man die „kleinen innovativen sozialpolitischen Schnellboote“, wie unsere Vereine „Zusammen in der Postsiedlung“ und „Rückenwind – solidarische Quartierarbeit im Darmstädter Westen“ stärken? Wie könnte man Rahmenbedingungen schaffen, dass diese und ähnliche Projekte über das ganze Land verteilt entstehen könnten? Es werden spannende Gedankenmodelle ausgetauscht, neue Horizonte von Möglichkeiten öffnen sich.
Seit langer Zeit haben wir an diesem Vormittag wieder einmal das Erlebnis, Ideen und Visionen für ein solidarisches Quartier mit PolitikerInnen ganz offen und kritisch diskutieren zu können. Mit EntscheidungsträgerInnen, die nicht nur ein großes Maß an Wertschätzung unserer Arbeit gegenüber mitbringen, sondern aktiv unsere Meinung einholen um an neuen Konzepten zu arbeiten.
Am Ende ereilt uns die Bitte, Elemente unserer Arbeit schriftlich zu skizzieren, damit diese in weitergehende Beratungen mitgenommen werden können. Wir bleiben im Gespräch. Und sind gespannt, wohin uns dieser spannende Prozess noch führen wird.
Wir sagen DANKE für den in jeder Hinsicht spannenden Vormittag!
Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.
