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Quartier: Kommunalwahlen 2026 – Eure Agenda fürs Quartier (Teil 4) – Woran mangelt es?

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Im Frühjahr 2026 sind Kommunalwahlen in Hessen. Alle Parteien bereiten in diesen Wochen ihre programmatischen Zielsetzungen vor. Da war es in den letzten Wochen für uns der richtige Zeitpunkt zu fragen: Welche Dinge im Quartier sind prima, mittelprächtig oder laufen überhaupt nicht gut? Was kann man im Quartier besser machen? Woran mangelt es? Gesucht waren Eure Fragen und Antworten für das Quartier.

Gefragt haben wir über diesen Blog, über das Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de, über unseren großen Mailverteiler, an unserem SeniorInnen-Mittagstisch, dem Freitagscafe, am Kiosk 1975 und unserem Umsonstladen. Dabei sind erstaunlich viele Antworten und auch Impulse herausgekommen, welche wir in einer kleiner Serie auf diesem Blog vorstellen möchten.

Zur Erinnerung: Es geht um unser Quartier, den vier offiziellen statistischen Bezirken „Darmstadt-West“ mit „Am Südbahnhof / Postsiedlung“, „Heimstättensiedlung“, „Verlegerviertel“, „Industriegebiet West / Am Kavalleriesand“ und „Alt-Bessungen“ mit insgesamt rund 26.000 EinwohnerInnen.

Im heutigen vierten Teil geht es um die Frage: Woran mangelt es? Hier haben wir größere Punkte zusammengefasst, deren Lösungen nicht unbedingt zeitnah erfolgen können. Man kann sich aber auf den Weg machen, dies anzupacken. Und darum geht es ja auch in den kommenden Wahlprogrammen der Parteien für die nächsten 5 Jahre. Hier sind die Signale von Bürgerinnen und Bürgern aus Darmstadt-West und Alt-Bessungen…

In einem kommenden Teil widmen wir uns dann Euren Wünschen und Visionen.

Hier kommen Eure „großen“ Themen:

Hausärztliche Versorgung im Quartier stärken / Den strukturellen Mangel angehen!

Dieses Thema ist ein Dauerbrenner, auch die Lokalpresse hat schon mehrfach ausführlich darüber berichtet. Die hausärztliche Versorgungsquote im Darmstädter Westen liegt gerade einmal bei 50%. Bedeutet: Nur für die Hällte der Bevölkerung steht im Quartier eine wohnortnahe Hausarztversorgung zur Verfügung. Dabei wurde uns auch in dieser Umfrage immer wieder berichtet, wie schwierig es beispielsweise bei einer ausgewachsenen Erkältung ist, wenn für den Besuch beim Hausarzt große Strecken zurückzulegen sind. Und man alleine wohnt und nicht mal „schnell“ zum Arzt gefahren und begleitet wird.

Mehr Hausärzte im Quartier würde auch die Chance erhöhen, dass wieder häufiger Hausbesuche angeboten werden können. Mehrere ältere Menschen im Quartier haben uns berichtet, dass ihr Arzt oder Ärztin Hausbesuche im Krankheitsfall wegen Überlastung und/oder angeblich geringer Vergütung ablehnen. Obwohl dies doch medizinisch so oft geboten wäre…

Als Verein haben wir schon vor einiger Zeit den Vorschlag der Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in der Heimstättensiedlung vorgeschlagen. Hier könnten auch weitere dringend benötigte Fachärzte angesiedelt werden: Augenarzt, Hautarzt, Kinderarzt. Hier ist der Mangel in der Stadt augenscheinlich besonders groß.

Wir können nur bekräftigen: Hier herrscht Handlungsbedarf! Gerade auch vor dem Hintergrund, dass wir älteren Menschen so lange wie möglich den Verbleib in ihren eigenen Wohnungen möglich machen sollten. Dies spart hundertausende Euro gegenüber den Kosten einer stationären Versorgung im Altenheim!

Engagierte Bekämpfung von illegalen Schmierereien und wildem Sperrmüll im Quartier

Seit langer Zeit ungepflegte Garagenhöfe der Eisenbahner Baugenossenschaft Darmstadt, Moltkestraße
Schmierereien an der Orangerie / Bessunger Straße
Seit Jahren verschmierte Wand beim Technischen Hilfswerk (THW) / Ingelheimer Straße

Die Punkte Bekämpfung von illegalen Schmierereien und wildem Sperrmüll im Quartier waren in den Gesprächen häufiger Thema. Viele BewohnerInnen sind der Ansicht, dass nicht engagiert genug hiergegen vorgegangen wird. Oft stehe nicht angemeldeter Sperrmüll tage- und wochenlang im Quartier herum, bis ein Anwohner den Müll offiziell beim EAD melde. Und dies, obwohl Fahrzeuge des EAD oft 3-4 mal die Woche im Quartier unterwegs sind. Selbst auf direkte Ansprache würden diese aber den Müll nicht mitnehmen, weil dies aus“versicherungsrechtlichen Gründen“ nicht möglich sei, wenn keine Anmeldung vorliege. Geht es vielleicht auch mal unbürokratischer?, fragen viele Nachbarn im Quartier.

Bei den zunehmenden Schmierereien im Quartier ist es alleine der Bauverein AG und einigen privaten Hausbesitzern, die seit Jahren konsequent und erfolgreich gegen jede Schmiererei an ihren Gebäuden vorgehen, zu verdanken, dass das Quartier nicht vollständig verkritzelt wird. Leider scheint die Stadt Darmstadt und ihre Tochterunternehmen E-Netz (Trafohäuschen) und EAD (z.B. Komposttoiletten) an ihren Immobilien im Quartier den Kampf gegen die Schmierer in großen Teilen eingestellt zu haben. Muss das für immer so bleiben?

Klare artikulierte Haltung der Politik gegenüber unseriösen Geschäftsgebaren von VONOVIA

Protest gegen VONOVIA im Jahr 2019 in der Moltkestraße im Quartier.

Der größte deutsche Wohnungskonzern VONOVIA hat sich in vielen Jahren ein mehr als zweifelhaftes Image aufgebaut. Nicht nur die Tageszeitungen Darmstädter Echo und Frankfurter Rundschau berichten in unzähligen Artikel über mangelhaften Zustand von Gebäuden, immer wieder fehlerhaften Nebenkostenabrechnungen (hat das System?) und kontinuierlich steigenden Mieten. Viele Mieterinnen und Mieter haben uns in den letzten Jahren von ihren rechtlichen Auseinandersetzungen mit VONOVIA berichtet. Wer sich wehrt und am Ball bleibt, hat gute Chancen sein Recht durchzusetzen. Doch nur die Wenigsten sind dazu in der Lage, haben genügend Kraft, Kompetenz im Schriftverkehr und auch finanzielle Ressourcen.

Was fehlt, so sagen einige im Gespräch, sei eine klare öffentliche Haltung der Kommunalpolitik gegenüber dem Geschäftsgebaren der Firma. Bisher war hier in der Vergangenheit bis Gegenwart wenig von der Stadtspitze zu hören: „Aber wie soll sich denn etwas ändern, wenn die demokratisch gewählten VertreterInnen nicht deutlich Position für die Rechte der Mieterinnen und Mieter beziehen?“, meint ein Anwohner. Ein glasklares Statement, wie wir finden. Was sagt die Kommunalpolitik hierzu?

Moltkestraße: Sichere Fahrbahnquerung für FußgängerInnen und RadfahrerInnen

Die Einmündung der Moltkestraße in die Bessunger Straße (nähe Geschäft „Obstbau Geibel“) ist schon seit langer Zeit für die Querung von Fuß- und Radverkehr eine große Herausforderung und Gefährdung: Zum einen ist die Sicht auf den nahenden Autoverkehr teilweise nicht gegeben, dann müssen gleich vier verschiedene Richtungen, aus denen Autos kommen können, überblickt werden.

Moltkestrasse ==> Bessunger Strasse
Parkplatz Geibel ==> Bessunger Strasse
untere Bessunger Strasse ==> Moltkestrasse
obere Bessunger Strasse ==> Moltkestrasse

Gerade für Kinder, SeniorInnen oder Menschen mit Handicap eine echte Gefährdung. Zusätzlich ist festzustellen, dass der kerzengerade Verlauf von Bessunger und Moltkestrasse AutofahrerInnen dazu verleitet, die Tempo 30 Reduktion kräftig zu missachten. Die Angelegenheit wurde schon vor fünf Jahren im damaligen Bürgerhaushalt angesprochen, ist aber nach wie vor ungelöst. Daher haben mehrere AnwohnerInnen das Thema auch weiterhin auf der Tagesordnung. Die Politik auch?

Tempo 30 im Quartier ausweiten und stärker kontrollieren

In der Eschollbrücker Straße, der Berliner Allee, im Haardtring, am Danziger Platz, in der Rüdesheimer Straße: Der Wunsch von AnwohnerInnen nach dem Ausbau der Tempo 30 Zonen im Quartier ist bei unserer Befragung riesengroß. Viele erhoffen sich hierbei eine spürbare Lärmreduktion, gerade auch in den Nachststunden. Der Haardtring wird hier, so sagen Anwohner, regelmäßig illegal als Rennstrecke genutzt. Mit heulenden Motoren – und aus dem Schlaf hochschreckenden Nachbarn. Wer sorgt für Nachtruhe?

Dort wo Tempo 30 schon länger Realität ist, wünschen sich viele stärkere Kontrollen. Zum Beispiel in der unteren Bessunger Straße, Moltkestraße, Oppenheimer- oder in der Klausenburger Straße. Wer packt das Thema an?

Leerstand der Geschäfte in der Klausenburger Straße lösen / Wann kommt der Abriss und der Neubau?

Das kleine Ladenzentrum mit ehemaligen Fahrradgeschäft und kleinem Café / Gastwirtschaft steht nun schon seit vielen Jahren leer und gammelt vor sich hin, sagen einige AnwohnerInnen. Doch wann tut sich hier endlich mal etwas? Kann die Kommunalpolitik hier eine Rolle für den Fortschritt der Planung spielen?, fragen sich einige. Wann passiert hier endlich etwas?

Fahrpreise für Einzelfahrten mit Bus & Bahn in die City

Natürlich, es gibt das Deutschlandticket. Investiert man hier in ein monatlich kündbares Abo für knapp 60,- Euro, dann kann man grenzenlos in Deutschland umherkurven. Einige im Quartier sagen aber: Hey, das entspricht überhaupt nicht meiner Lebensrealität. Ich will 2-3 mal im Monat mal in die Stadt fahren. Die Preise der Einzeltickets liegen mittlerweile bei 2,90 Euro pro Fahrt, auch wenn es nur drei Haltestellen sind. Selbst mit Tageskarte kostet die Fahrt Hin- und Zurück fast 6,- Euro. Das finden viele ganz schön teuer. Ein Nachbar sagt: „Werbung für den Einstieg in Bus & Bahn ist das nicht.“ Warum lässt man den ständigen Preisanstieg zu und verzichtet nach wie vor auf das Angebot von Kurzstreckentickets? Im jetzigen Dezember (Zeitpunkt des Fahrplanwechsels und Preiserhöhungen) wird wohl beispielsweise die Einzelfahrt vom Hauptbahnhof zum Luisenplatz, die man oftmals in überfüllten Bussen zurücklegt, die 3,00 Euro Schwelle überschreiten. Ist das noch angemessen?, fragen einige aus dem Quartier.

Im kommenden fünften Teil widmen wir uns dann Euren Wünschen und Visionen.

Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.