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Quartier: Immer mehr Schmierereien – es reicht!

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Bisher haben wir dazu geschwiegen, wahrscheinlich war das ein Fehler: Die Farbschmierereien im Quartier haben über die letzten Monate und Jahre ein Ausmaß angenommen, dass wir dies nicht mehr ignorieren können. Ein kleine Gruppe von Menschen scheint der Ansicht zu sein, im großen Umfang ungestört – und anscheinend auch ungestraft – ihre hässlichen und pubertären Schmierereien an unzähligen Hauswänden im Quartier anbringen zu müssen.

Mit „Kunst“ hat dies überhaupt nichts zu tun, was alleine die großartigen Kunstwerke an der Lincoln-Wall oder die anderen Orte für Graffiti-Künstler in der Stadt zeigen. Den meisten dieser Schmierer geht es hingegen darum, einen auf „dicke Hose“ zu machen, den eigenen Schriftzug – auch englisch „Tag“ genannt – im ganzen Quartier und darüber hinaus sichtbar zu machen.

Unser Quartierarbeiter wurde vor einiger Zeit unbeabsichtigt Ohrenzeuge eine Unterhaltung von zwei ca. 11-12 jährigen Kids in der unteren Bessunger Straße, die sich voll großer Anerkennung über eine (ihnen wohl bekannte) Person unterhielten, die ihren Namen (den „Tag“) in der „ganzen Stadt“ aufgesprüht hat. Dieser „Fame“ (Ruhm) ist der soziale Kredit der Schmierer.

Heinestraße im Quartier

Was hilft? Unser Quartierarbeiter hat sich bereits im vergangenen Jahr mit der zuständigen Polizeibeamtin im Polizeipräsidium Südhessen unterhalten, die zugegeben einigermaßen ernüchtert über die Entwicklung war. Wenn man davon ausgeht, dass jede Schmiererei mit einer sozialen Aufwertung des Sprayers in seiner eigenen kleinen Szene von Sprühern einhergeht, dann gibt es eine recht einfache logische Schlussfolgerung: Die möglichst sofortige Entfernung jeder Schmiererei. Denn jede über lange Zeit sichtbare Schmiererei ist wie ein Bankkonto des Sprühers: Wenn der Name mit seinem „Tag“ überall sichtbar ist, ist er/sie der König der Schmierer-Szene. Wichtig sei auch, sagt die Polizei, diese Straftaten auch konkret zur Anzeige zu bringen.

Haardtring / Ecke Bessunger Straße im Quartier

Die Bauverein AG, mit tausenden Wohnungen in der Stadt der größte Vermieter, hat dies schon seit Jahren erkannt und reagiert in jeder Hinsicht vorbildlich: Taucht eine Schmiererei auf einem Bauverein Gebäude im Quartier auf, dauert es stets nur wenige Tage, bis diese wieder entfernt wird. Mit Erfolg: Diese Gebäude werden mittlerweile oft ausgelassen. Was aus Sicht der Schmierer auch logisch erscheint: Wenn ich mich mitten in der Nacht dem Risiko aussetze, dann will ich auch das mein „Werk“ möglichst lange sichtbar bleibt.

Bei uns im Quartier tun viele private Hausbesitzer den Schmierern diesen Gefallen. Unser Anruf + Mailkontakt in der Geschäftsstelle des Hausbesitzer Lobbyverbands von Haus&Grund im vergangenen Jahr wurde von dort mit wenig Interesse goutiert. Auch die Eisenbahner Baugenossenschaft Darmstadt hat anscheinend wenig Interesse am optischen Erscheinungsbild ihrer Gebäude. Wir waren mehrfach im telefonischen Kontakt mit dem örtlichen Vorstand. Konkret haben wir ihnen vorgeschlagen, mehrere seit Jahren (!) total verschmierte Garagengebäude an der Moltkestraße mit einer Künstlergruppe der bei uns im Quartier tätigen Akademie 55+ kostenfrei zu verschönern. Einzig die Materialkosten wären zu tragen gewesen. Ergebnis nach mehreren Kontakten: Man lässt die Sache gegen die Wand laufen und entscheidet sich dafür nichts zu machen. Das VONOVIA sich ebenso wenig darum kümmert, überrascht uns ehrlich gesagt wenig: Man kann hier eher von einer Gesamtproblematik VONOVIA (siehe die Artikel hierzu auf diesem Blog) sprechen.

Garagen der Eisenbahner Baugenossenschaft Darmstadt eG in der Moltkestraße: Seit Jahren ungepflegt…
Garagen der Eisenbahner Baugenossenschaft Darmstadt eG in der Moltkestraße: Seit Jahren ungepflegt…
Trafostation der E-Netz Südhessen AG in der Moltkestraße: Seit Jahren ungepflegt…
Trafostation der E-Netz Südhessen AG in der Moltkestraße / Ecke Oppenheimer Straße: Seit Jahren ungepflegt…

Ähnlich die Wissenschaftsstadt Darmstadt und deren Unternehmen: Deren Gebäude in der Bessunger Straße sind in Teilen zugeschmiert, die Stromkästen und Trafostationen der E-Netz Südhessen AG seit vielen Jahren ungepflegt.

Nun ist auch unser Umsonstladen in den letzten Tagen (erneut) beschmiert worden, nachdem das auch unlängst beim Quartierladen der Fall war. Beim Quartierladen haben wir es sofort selbst entfernt, beim Umsonstladen werden wir es mit der Vermieterin besprechen.

Was es aus unserer Sicht braucht: Eine gemeinsame Anstrengung von Stadt, deren Unternehmen und privaten Vermietern im Quartier, um endlich in eine aktive Handlung hineinzukommen.

Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.