Ehrlich gesagt waren ja viele Aktive im Quartier nach den in der Vergangenheit mehr als enttäuschenden Erfahrungen in der Bürgerbeteiligung rund um den jahrelang betriebenen sog. Bürgerhaushalt der Stadt zu Recht skeptisch: Wird das jetzt wieder so eine Veranstaltung, in der Politik und Verwaltung behaupten ein ehrliches Interesse für Vorschläge und Ideen der BürgerInnen zu haben, man dann aber im weiteren Verlauf nie wieder etwas davon hört?
Neben den vielen guten Vorschlägen aus dem Quartier im damaligen Bürgerhaushalt, alle Abstimmungssieger für Darmstadt-West aber trotzdem alle nicht umgesetzt, erging es uns bei der Verkehrs-Beteiligung mit dem Titel “QuartierMobil 2” des Mobilitätsamtes ähnlich: Große Veranstaltung, viel BürgerInnen-Engagement, danach hat man aber nichts mehr davon gehört. Daher war im Vorfeld viel Skepsis im Raum, als unsere Quartierarbeit trotzdem dafür Werbung machte, die Beteiligungs-Veranstaltung zur städtischen Strategie Klimaerwärmung in der Heinrich-Heine-Schule zu besuchen.
Das Fazit vorneweg: Es hat sich sehr gelohnt! Wer dort war, erlebte ein TOP-motiviertes und hochkompetentes Team des städtischen Klimaschutzamtes, welchem es im Dialog auf Augenhöhe gelang, eine hochinformative Veranstaltung zu absolvieren. Bemerkenswert war auch, dass Klimaschutzdezernent Michael Kolmer sogar persönlich die Veranstaltung eröffnete.
Die zweistündige Veranstaltung war so konzipiert, dass nach einem kurzen und prägnanten Eröffnungsvortrag alle BürgerInnen an fünf Stationen die Möglichkeit hatten, sich mit der Thematik des Klimaschutzes und der Klimafolgenanpassung auseinanderzusetzen. An jeder Station standen wirklich gut informierte Mitarbeitende des Klimaschutzamtes zu Erklärungen und Dialog bereit. Die teilnehmenden BürgerInnen hatten dann die Möglichkeit, die fünf Stationen aufzusuchen und im Anschluss ihre konkreten Ideen und Vorschläge auf einem Quartierplan mittels kleiner Fähnchen zu positionieren: “Für diese Stelle im Quartier habe ich einen Vorschlag…” Auf einer Wandzeitung konnte man dann den Vorschlag des nummerierten Fähnchens weiter erläutern. Eine schöne Idee!
Der Erkenntnisgewinn hoch: Ist Ihnen bewusst, dass in Darmstadt insbesondere die statistischen Bezirke von Darmstadt-West, also unser Quartier, ganz besonders von Hitzebelastung betroffen sind? Die folgende Grafik zeigt dies sehr bildlich. Der Darmstädter Osten oder große Teile von Eberstadt oder Arheilgen sind hingegen so gut wie nicht betroffen. Daher sollen sich zukünftige Maßnahmen vor allem auf diese Akut-Gebiete konzentrieren, so die Stadt. Wie gut das man so genau hinschaut!
An anderer Stelle in der Veranstaltung gab es viele gute Hinweise und Tipps, was man als Einzelperon oder Familie im konkreten Umfeld tun kann. Die Entsiegelung von Flächen und die Schaffung von Grünflächen ist hierbei natürlich zentral.
Am Ende des Rundgangs wurde es dann konstruktiv: Die Möglichkeit, eigene Ideen und Vorstellungen auf einem Quartierplan zu verorten, wurde rege genutzt. Vorgeschlagen wurde u.a. die Instandsetzung des schönen Wasserspielbrunnens im Ingelheimer Park, die Schaffung eines Wasserspielplatzes in der Heimstättensiedlung, die Aufstellung eines Trinkbrunnens am Platz des Kiosk 1975, die Entsiegelung des Schulhofes der Wilhelm-Leuschner-Schule und vieles mehr. So viel konstruktive Vorschläge! Es machte sehr viel Spaß die Vorschläge zu lesen.
Nach zwei Stunden wurde die Veranstaltung beendet, welche auf gute Art und Weise deutlich gemacht hat, wie wirksam die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern in ihrem eigenen Quartier ist. Daher unser Feedback an das Klimaschutzamt: Großartig, macht bitte so weiter!
Die Postsiedlung – Solidarität findet Stadt.