Mit dem Einsamkeitsbarometer 2024 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erfolgt erstmalig eine umfassende Analyse des Einsamkeitserlebens der Bevölkerung in Deutschland. Für unsere solidarische Quartierarbeit, die als Mitmach-Projekte konzipiert sind, sind diese Ergebnisse von großer Bedeutung. Untermauern sie doch in vielen Feldern deren soziale Bedeutung, u.a. im Bereich Demokratie und Toleranz.
Auch für die politischen Akteure in Stadt und Land sollten diese Ergebnisse von Bedeutung sein, da aktuell auch in diesem Bereich der finanzielle Rotstift angesetzt wird. Auch unser Verein “Zusammen in der Postsiedlung” soll künftig einen signifikant niedrigeren Betrag an öffentlicher Förderung erhalten…
Zentrale Ergebnisse:
- Einsamkeit betrifft alle Altersgruppen. Frauen sind etwas häufiger von Einsamkeit betroffen als Männer. Der geschlechtsspezifische Unterschied hat sich durch die Pandemie verstärkt.
- Es gibt keinen Stadt-Land-Unterschied. Jedoch ist die Bevölkerung der ostdeutschen Länder eher von Einsamkeit betroffen als die der westdeutschen Länder.
- Einsamkeitsbelastung kann zu einem reduzierten Vertrauen in politische Institutionen führen und die Empfänglichkeit für Verschwörungserzählung steigern.
- Von Einsamkeit betroffene Personen haben eine schlechtere physische und psychische Gesundheit als Personen, die nicht betroffen sind. Hier wird von einem wechselseitigen Zusammenhang ausgegangen: Einsamkeit macht krank, aber Krankheit macht auch einsam.
- Armut ist ein starker Prädiktor von Einsamkeit, unter anderem weil dadurch die soziale Teilhabe eingeschränkt wird.
- Durch Care Arbeit steigt das Risiko für eine erhöhte Einsamkeitsbelastung. Unter Care Arbeit fallen sowohl die Sorgearbeit für pflegebedürftige Personen als auch die Kindererziehung.
- Personen mit Migration- und/oder Fluchterfahrung zeigen eine erhöhte Einsamkeitsbelastung auf als Personen ohne Migrations- und/oder Fluchterfahrungen.
Was hilft?
- Gesellschaftliche Teilhabe ist ein wichtiger Faktor, der vor Einsamkeit schützt. Darunter fallen Aktivitäten wie Sport, freiwilliges Engagement, der Besuch kultureller Veranstaltungen, künstlerische und musische Tätigkeiten sowie religiöse Veranstaltungen.
- Starke soziale Bindungen sind ein Schutzfaktor. Die Frequenz und Qualität von Primärbeziehungen (Familie, Verwandte, sowie Freundinnen und Nachbarinnen) sind in Deutschland auf einem konstant hohen Niveau.
- Eine gute Infrastruktur kann vor Einsamkeitserfahrungen schützen. Damit sind unter anderem soziale Räume und Begegnungsstätten im unmittelbaren Wohnumfeld gemeint, die niedrigschwellig zugänglich sind.
Mit diesen Daten will das Bundesfamilienministerium weiter an der Strategie gegen Einsamkeit arbeiten.
Hier geht es direkt zum Bericht: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/einsamkeitsbarometer-2024-237576
Die Postsiedlung – Gemeinsam gegen Einsamkeit