von Jan Becker: Nachdem ich mich vor einigen Wochen ausführlich den Grabwespen gewidmet habe, kommen heute die Goldwespen an die Reihe. Diese aufgrund ihrer Farbenpracht zum Teil auch als „Fliegende Edelsteine“ bezeichneten Wespen sind allesamt Brutparasiten bei anderen Hautflüglern. Je nach Art können dies Faltenwespen, Bienen oder die bereits vorgestellten Grabwespen sein.
Am einfachsten lassen sich diese schönen Winzlinge (die meisten Arten werden nicht größer als 1 cm) beim Blütenbesuch an Doldenblütlern, wie zum Beispiel der Wilden Möhre beobachten.
Nachfolgend möchte ich Euch einige recht genau bestimmte Arten und ihre Wirte in unserem Biotop vorstellen.
Chrysis gracillima
Chrysis gracillima ist neben der Färbung besonders durch ihre sehr schlanke Körperform zu erkennen. Die Weibchen schmuggeln ihre Eier in die Nester der solitären Faltenwespen der Gattung Microdynerus, welche wir noch nicht eindeutig im Biotop nachweisen konnten.
Eventuell könnte es sich bei diesem Fund um eine Art der Gattung Microdynerus handeln, eine Einordnung durch Experten steht hier jedoch noch aus:
Pseudomalus auratus
Pseudomalus auratus ist mit einer Körperlänge von nur 3 – 6 mm eine recht kleine Art. Sie parasitiert bei den ebenfalls sehr kleinen Grabwespen der Gattung Passaloecus (s. Bild unten). Dabei haben die Weibchen eine spezielle Art entwickelt ihre Eier in die Nester der Grabwespen zu schmuggeln. Sie legen ihre Eier bereits in Blattläusen, den Beutetieren der Passaloecus-Arten ab, bevor diese überhaupt von den Grabwespen erbeutet werden.
Vertreter der Gattung Hedychrum sind schon allein von der Individuenzahl die häufigsten Goldwespen in unserem Biotop. Zwei Arten lassen sich ohne weiteres anhand von Fotos bestimmen, bei einer weiteren lassen sich zumindest die Weibchen auf zwei mögliche Arten eingrenzen.
Gattung Hedychrum
Alle Arten parasitieren bei Grabwespen, bis auf eine Art alle bei verschiedenen Knotenwespen.
Hedychrum nobile oder Hedychrum niemelai
Das Foto oben zeigt entweder ein Weibchen der Art Hedychrum nobile oder Hedychrum niemelai. Beide Arten parasitieren bei Rüsselkäfer jagenden Knotenwespen.
Hedychrum rutilans
Hedychrum rutilans ist die einzige Art der Gattung Hedychrum, die nicht bei Knotenwespen, sondern beim Bienenwolf (s. Bild unten) parasitiert, welcher Honigbienen jagt. Mit bis zu 10 mm können sie im Vergleich zu anderen Goldwespen relativ groß werden.
Die Tiere zeigen eine gewisse Variabilität in ihrer Färbung, charakteristisch sind jedoch ein oben rot gefärbter Kopf, sowie ein in Teilen rot oder gold-grün gefärbter Rückenbereich.
Hedychrum chalybaeum
Eine besondere Goldwespe in unserem Biotop ist Hedychrum chalybaum. Diese Art ist in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet nur lokal verbreitet und nicht häufig. In Deutschland ist diese Art sehr selten und als stark gefährdet eingestuft.
Die Art zeigt darüber hinaus einen für Goldwespen sehr ungewöhnlichen, deutlichen Geschlechtsdimorphismus auf, das heißt Männchen und Weibchen sind grundlegend unterschiedlich gefärbt. Während das Weibchen einen rot gefärbten Kopf-, sowie Rückenbereich aufweist ist das Männchen durchgehend blau oder grün gefärbt.
Der Wirt dieser Art ist die in Deutschland ebenfalls seltene und als gefährdet eingestufte Knotenwespe Cerceris interrupta. Da es hier weitere ähnlich aussehende Knotenwespenarten gibt ist sie nur schwer anhand von Fotos bestimmbar. Das Foto unten zeigt höchstwahrscheinlich Cerceris interrupta, den Wirt von Hedychrum chalybaeum.
Damit endet der dieswöchige Beitrag zu den Tieren im Biotop. Nächste Woche geht es wie immer weiter mit einer neuen spannenden Story!
Die Postsiedlung – Biodiversität findet Stadt.