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Das resiliente Quartier als Antwort in stürmischen Zeiten

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Ein Impuls-Beitrag: Wir haben uns daran gewöhnt: Wenn es brennt, dann rufen wir die Feuerwehr, bei medizinischen Notfällen den Notarzt und wenn das Auto nicht anspringt, den ADAC. Das funktioniert. Immer. Es ist sozusagen das Versprechen eines modernen Wohlfahrtsstaats, alles andere ist für uns undenkbar.

Die Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit haben uns recht plastisch aufgezeigt: Es könnte schneller gehen als wir denken, dass wir mit wirklich schwierigen Verhältnissen konfrontiert werden. Ich meine jetzt explizit keinen Krieg in unserem Land, als maximales Szenario. Nehmen wir doch einfach einmal einen Stromausfall an, der nicht binnen 2-3 Stunden behoben werden kann, sondern einige Tage andauert.

Die sofortigen Folgen innerhalb eines Quartiers: Menschen stecken in Aufzügen fest, Kühlschränke fallen aus und darin befindliche (mitunter lebensnotwendige) Medikamente verderben, Säuglingsnahrung kann nicht erhitzt werden, vielleicht bricht sogar die Wasserversorgung zusammen.

Feuerwehr, Notarzt, Polizei und Katastrophenschutz sind vernünftigerweise für realistische Szenarien aufgestellt. Da können schon einmal 2-3 größere Schadensereignisse auf einmal bewältigt werden. Wenn aber eine ganze Stadt wie Darmstadt zum Stromausfall-Krisengebiet werden würde, dann wären die offiziellen Krisenbewältigungs-Kapazitäten schnell erschöpft bzw. tun gut daran, sich um zentrale Institutionen wie das Klinikum oder SeniorInnen-Wohnheime zu sorgen.

Aber: Unser bisheriges Denken ist davon bestimmt, dass wir krisenhafte Ereignisse ganz klassisch delegieren. Da kommt schon jemand, wenn etwas passiert. Und wenn plötzlich niemand kommt? Wer kümmert sich um die Versorgung medizinischer Notfälle? Wer bereitet Mahlzeiten auf Gaskochern zu? Wer packt mit an, wenn jemand festsitzt oder feststeckt?

Auch wenn es mich gedanklich noch schüttelt, diese Sätze zu schreiben: Könnte es nicht eine gute Idee sein, sich in diesen Zeiten einmal Gedanken darüber zu machen, wie ein resilientes, also widerstandsfähiges Quartier aussehen könnte?

Fokussiertes Kerngebiet resilientes Quartier in und um die Postsiedlung in Darmstadt mit 11.000 EinwohnerInnen (normalerweise ist das Einzugsgebiet unserer solidarischen Nachbarschaftshilfe deutlich größer)

Ein Quartier, in der eine größere Gruppe von Menschen Verabredungen für den Krisenfall trifft, in der Aufgaben verteilt werden, in der eine existenzielle Struktur aufrechterhalten wird? Alleine das Wissen, bei welchen Nachbarn im Fall der Fälle sehr zeitnah jemand vorbeigehen muss, kann ggf. das Leben der Betroffenen retten.

Eine solidarische Umgangsweise untereinander im Krisenfall kann dann funktionieren, wenn man sich bei Zeiten Gedanken darüber gemacht hat, was im Notfall getan werden soll. Das Quartier ist hier die zentrale Bezugsgröße. Hier kennen sich Menschen, hier vertraut man sich, hier ist man bereit einander zu helfen. Im besten Fall kann ein resilientes Quartier mit einer guten Vorbereitung dazu führen, dass zentrale Hilfe-Ressourcen für eine gewisse Zeit erst einmal nicht in Anspruch genommen werden müssen. Diese stünden dann für Orte bereit, die mehr Unterstützung benötigen.

Im Quartier in und um die Postsiedlung werden wir in der nächsten Zeit einige Schritte planen, die uns im Krisenfall verantwortungsvoll handeln lassen. Wir finden es ist an der Zeit, dass wir uns selbst auf den Weg machen, ein resilientes Quartier zu gestalten- Taten statt Warten.

Wir werden in Kürze zu einem erweiterten Treffen hierzu einladen. Alle Informationen erhalten Sie auf auf diesem Blog.

Bastian Ripper